Buddhistische Lehrer können ruhig Sex mit ihren SchülerInnen haben, oder?

– das meint zumindest der Sprecher des Rates und 1. Vorsitzende der Deutschen Buddhistischen Union (DBU), Gunnar Gantzhorn.

Gunnar Gantzhorn ist Sprecher des Dachverbandes und sieht grundsätzlich keine rote Linie überschritten, wenn buddhistische Lehrer sexuelle Beziehungen zu erwachsenen Schülerinnen und Schülern pflegen. Allerdings stünde der Dachverband hier noch ganz am Anfang, man müsse »mehr informieren«, was »auch übliche Wege im Buddhismus« seien. – Deutschlandfunk

Mit dem ganz am Anfang stehen…, ja, diese Ansicht teile ich.

Auf weltlicher Ebene gibt es eigentlich genug Publikationen zu diesem Thema – allen voran zu empfehlen »Sex in der verbotenen Zone« von Peter Rutter. Auch müsste kritisch denkenden Buddhisten zu denken geben, dass es für Psychotherapeuten strafbar ist, Sex mit KlientInnen zu haben – warum eigentlich?

Grundsätzlich ist nicht die Sexualität als solche oder die sexuellen Handlungen an sich das Traumatische, sondern die Ausbeutung der Abhängigkeit und des Vertrauens. … Rat- und hilfesuchende Menschen … sind a priori in einer unterlegenen, verletzlichen und abhängigen Position. Sie sind auf die persönliche Integrität, die Uneigennützigkeit und die Kompetenz der hilfeleistenden Person angewiesen. Es besteht eine Asymmetrie in diesen Beziehungen … das Ausnutzen dieser Machtposition zugunsten eigener zB sexueller Bedürfnisse [ist] ein Missbrauch des Vertrauens, welcher nicht nur die Patientin traumatisiert, sondern auch die Essenz unseres Berufs verrät. Risikofaktor, ob ein Mensch in einer abhängigen Position sexuell ausgebeutet wird, ist nicht die Persönlichkeitsstruktur oder die Psychopathologie des Betroffenen, sondern diejenige des Therapeuten, Pflegers etc. – Dr. Maya Schuppli-Delpy

Mir fehlt die Zeit – und ich gehe davon aus, dass der/die aufgeklärte LeserIn informiert ist – hier detailliert darzulegen, warum Sex zwischen LehrerIn und SchülerIn in der Regel unangemessen und unheilsam ist. Als kurze Hinweise die obigen Zitate der Psychiaterin Schuppli-Delpy und der Verweis auf das ›Machtgefälle‹ in der Lehrer-Schüler-Beziehung.

Für eine Einführung zu diesem Thema sind Sexuelle Grenzüberschreitungen in Therapie, Pflege und Seelsorge von Dr. Maya Schuppli-Delpy oder das White Paper on Clergy Sexual Misconduct and Misuse of Power von Dr. Katherine Wiedman und Leslie Hospodar von An Olive Branch empfehlenswert. Zu denken ein Machtgefälle gäbe es nicht und sich einzureden – wie es Ole Nydahl zB tut – beim Sex wäre die Schülerin dann eben keine Schülerin mehr, sondern auf Augenhöhe mit dem ›Meister‹, ist meines Erachtens Selbsttäuschung.

Generell erscheint es mir so, dass die meisten Buddhisten Machtmissbrauch, sexuelle Ausbeutung oder sexuellen Missbrauch mit dem Argument rationalisieren (und damit unterstützen), es handle sich schließlich um ›freiwillige sexuelle Beziehungen von Erwachsenen.‹ Wie kurzsichtig und blind dieses Denken ist, ist für jeden klar, der sich mit den Themen Machtmissbrauch, sexuelle Ausbeutung oder sexueller Missbrauch sowie Machtgefälle näher beschäftigt, oder Betroffenen von Macht- und sexuellem Missbrauch zugehört hat.

Dass die DBU bei diesem Thema noch ganz am Anfang steht, hat sicher aber noch einen anderen Grund. Ich denke, es ist gar nicht gewünscht genauer hinzusehen. Denn in den größten Mitgliedsorganisationen der DBU (Diamantweg, Rigpa, Triratna) wird Sex der Lehrer mit ihren SchülerInnen befürwortet – ja sogar gefördert. Von daher gibt es wohl wenig Willen, sich aus ethischer Sicht das mal genauer anzusehen – man müsste sich und das Tun der eigenen Lehrer ja hinterfragen. Das ist offensichtlich nicht erwünscht oder angedacht.

Gut finde ich, dass Gunnar Gantzhorn – nach der üblichen ›Ausrede‹ dafür, dass buddhistische Lehrer Sex mit SchülerInnen haben können, dem Vajrayana – dann doch auch den Dalai Lama zitiert:

Dieses Thema Sexualität zwischen Lehrern und Schülern begegnet uns nur im Vajrayana. Dort ist es ganz klar, dass es sowas geben kann. Es wird aber darauf hingewiesen, dass es eine sehr fortgeschrittene Praxis ist. Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat darüber schon mal gesagt, dass er keine lebende Personen kennt, die Qualifikationen dafür mitbringen würden für so einen Weg der Übertragung.

Allerdings leitet er keine Konsequenzen aus dieser Aussage des Dalai Lama ab oder benennt/erkennt mögliche Widersprüche zwischen dem was der Dalai Lama sagt und die DBU als Sichtweise vertritt.
»Um einen Weg der Übertragung« geht es dabei auch nicht. (Was sollte auch [an Lehren] »übertragen« werden beim ›Sex mit dem buddhistischen Lehrer‹?) Hier sind wir dann beim Thema bestimmter buddhistischer Lehren, dem Vajrayana

Im Vajrayana gibt es eine extrem fortgeschrittene Praxis, in der die Winde im Herzchakra des Zentralkanals in den Unzerstörbaren Tropfen aufgelöst werden müssen, um ein besonders feines Bewusstsein – das des Klaren Lichtes – zu manifestieren. Mit diesem meditiert man dann über die endgültige Sphäre der Realität (Leerheit – dem Fehlen inhärenter Existenz der Dinge).

Bevor man dazu fähig ist, muss ein Adept in der Lage sein, komplexeste und enorm feine Visualisationen für mehrere Stunden in einsgerichteter Meditation aufrecht zu erhalten. Ab einem gewissen Punkt der Praxis – nachdem viele andere Stufen gemeistert wurden – macht man in der Übung die Erfahrung, dass einer der Fünf Winde, der alles-durchdringende Wind, nur sehr schwer an der entsprechender Stelle aufgelöst werden kann. Ab diesem Punkt, gibt es dann die Notwendigkeit einer äußeren Praxis – dem Stützen auf eine äußere ›Handlungs-Mudra‹, die iR entsprechend qualifiziert sein muss. Die sexuelle Vereinigung mit dieser ›Handlungs-Mudra‹ hilft, die Auflösung des schwer zu zähmenden alles-durchdringenden Wind, in den Unzerstörbaren Tropfen im Herzchakra zu meistern. Es gibt auch die eher seltene Ansicht, diese Stufe kann ohne Gefährtin gemeistert werden. (Näheres dazu hier.)

Der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, sagte zu diesem Thema:

Die Tantra-Praxis ist niemals eine Entschuldigung für unethisches Verhalten. Wenn jemand das Vajrayana gut versteht, gibt es keine Grundlage dafür, schlechtes Verhalten zu entschuldigen. Eines der Trantra-Sutras erklärt, dass der ideale tantrische Laien-Praktizierende dem gesamten Vinaya (monastische Disziplin) folgen solle, aber ohne eine Robe zu tragen oder monastische Zeremonien durchzuführen.

Auf einer sehr fortgeschrittenen Ebene der höchsten tantrischen Praktiken ist die Vereinigung der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane eine Technik, den subtilsten Geist zu manifestieren und die tiefste Weisheit über die Realität zu erlangen. Hierbei nutzt man den physischen Körper als Werkzeug, um Einsicht zu vertiefen, aber es gibt dabei keine Gier, keine Ausscheidungen und keinen Orgasmus. Vielmehr ist es eine Methode, Gier zu überwinden. In der Vergangenheit musste ein Praktizierender in Tibet in der Lage sein, übernatürliche Fähigkeiten zu demonstrieren, etwa durch die Luft fliegen, um sich für solche Praktiken zu qualifizieren. Wenn er das nicht tun konnte, wurde es ihm nicht erlaubt, diese Techniken zu nutzen. Gegenwärtig gibt es wenige tibetische Meister, die sich auf dieser Ebene befinden. Dilgo Khentse Rinpoche, den ich respektiere, machte die Anmerkung, dass es heute einige wenige realisierte Praktizierende gebe, die so etwas ausüben könnten. Ich weiß, dass einige Meditierende in den Bergen, die sich strikt an den Vinaya halten, eine außerordentliche Verwirklichung erreicht haben. – Dalai Lama 1993

Ob nun bei Triratna (Sangharakshita) oder Rigpa (Sogyal Rinpoche), die Berichte und Emails von Menschen, die zu Sex mit ›dem Meister‹ manipuliert wurden, legen deutlich dar, dass es sich um ganz gewöhnlichen Sex gehandelt hat. Zu Ole Nydahl von der Diamantweg-Bewegung liegen mir bisher kaum Informationen vor. Betrachtet man seinen Mangel an Konzentration in öffentlichen Auftritten ist wohl eher nicht davon auszugehen, dass er komplexe und subtile Visualisationen mehrere Stunden aufrecht erhalten kann. Übernatürliche Kräfte haben diese Lehrer auch nicht demonstriert um – wie es die großen Mahasiddhas taten – Kritiker und Skeptiker (Ungläubige) zu überzeugen.

Mechthild Klein vom Deutschlandfunk schreibt in ihrer Einleitung:

Hingabe¹ fordern buddhistische Lehrer von ihren Schülerinnen. Bisweilen in einem ganz konkreten Sinne: Es entstehen sexuelle Beziehungen. Ist das ein Missbrauch geistlicher Autorität? Eine Debatte darüber kommt bisher nicht zustande, Selbstkritik ist tabuisiert.

Stimmt – es gibt keine Debatte. Es gibt auch keine Offenheit und viel zu wenig Wissen über diese Themen (letzteres hängt sicher mit dem Mangel an Offenheit zusammen, es gibt ja die Möglichkeit sich zu informieren.)

Wer mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs und Machtmissbrauchs gesprochen hat, weiß, dass eine Debatte und eine Sensibilisierung sowie ethische Leitlinien dringend nötig sind. Genauso, wie diese Debatte bei den Christen – katholische Kirche – nötig ist und war, ist sie das bei den Buddhisten. Buddhisten sind da keine Ausnahme ;-)

Gerade Vajrayana-Praktiziernde sollten eigentlich eine stabile Basis in Entsagung (Sinnesglück loslassen können), großem Mitgefühl (alle Wesen ohne Ausnahme vor Leid zu beschützen und sie davon befreien zu wollen) sowie Leerheit (Shunyata, weniger Geistesgifte und Anhaften) als Qualitäten entwickelt haben. Diese Grundqualifikation spiegelt sich mE nicht darin wieder, wie hier mit leidverursachenden Handlungen umgegangen wird: Wegsehen, Schönreden, Schweigen oder mit pseudo-buddhistischen und pseudo-rationalen Erklärungen diese Leiden und destruktiven Dynamiken klein- oder ganz wegreden.

Wir müssen das Maß an Schmerz, das unethisches Verhalten in den [davon betroffenen] Menschen hervorbringt, wirklich anerkennen. Einfach nur unglaubliche Schmerzen. Ich habe Hunderte von Frauen gesehen, die sich ganz vom Dharma abgewandt haben. Wenn Missbrauch früh in einer Dharma-Karriere passiert, haben diese Menschen noch nicht die Fähigkeiten entwickelt, die ihnen helfen könnten, zu bleiben. – Lama Palden

Hier zum Beitrag von Deutschlandfunk (Mechthild Klein):

Viele Informationen zu diesem Thema stehen leider nur in English zur Verfügung. Neben dem im Text bereits gegebenen Links, hier eine weitere kleine Auswahl:

Verhaltensregeln für buddhistische LehrerInnen
Wie man Betroffenen von sexuellem Fehlverhalten durch Geistliche helfen kann
Einiges zur Lehrer-Schüler-Beziehung in diesem Kontext
Spiritual Teacher and Sexual Abuse / Sexual Exploitation

¹ Zur Bedeutung von »Hingabe« und »Vertrauen« im Buddhismus:

HINGABE
  • Der tibetische Begriff tenpa (tib. bsten-pa) beschreibt eine gesunde Beziehung zu einem spirituellen Mentor. Die übliche Übersetzung lautet „Hingabe“, daher der Begriff Guru-Hingabe. Das Wort Hingabe verleitet jedoch zu einer missverständlichen Assoziation. Es beschwört das Bild eines hingebungsvollen Dieners oder eines glühenden Anhängers eines Gottes oder einer Sekte herauf. Es vermittelt außerdem das Gefühl einer Kombination von emotionaler Inbrunst und blindem Gehorsam. […]
  • „Tenpa“ ist jedoch ein Verb und bedeutet: Jemandem in Gedanken und Handlungen nahe kommen und sich vertrauensvoll auf einen Menschen verlassen. Was es jedoch nicht bedeutet, ist, einem Scharlatan oder Schuft nahe zu kommen oder sich auf neurotische Weise auf jemanden zu verlassen, selbst wenn der Mensch die Kompetenz besitzt uns helfen zu können. – Alexander Berzin
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VERTRAUEN

Titelbild: © bowie15 / 123RF Stock Photo


Update Juni 2017

Am Montag, den 19.06.17, lief auf Bayern 2, im Rahmen der Reihe Theo.Logik, Die dunkle Seite der Esoterik, der Beitrag »Die dunkle Seite des Buddhismus – sexueller Machtmissbrauch in buddhistischen Gemeinschaften« von Mechthild Klein. Der Beitrag ist 8 Minuten lang. Frau Klein interviewte Christopher Hamacher (für Zen) und Tenzin Peljor (für Tibetischen Buddhismus). Der Beitrag kann ab Minute 28:40 nachgehört werden. Zur MP3-Aufnahme geht es hier.

Updates Juli 2017

Susanne Billig hat für Buddhismus Aktuell die Notizen Bhikshuni Thubten Chödröns, von dem was der Dalai Lama auf der Lehrer-Konferenz in Dharamsala 1993 zur Lehrer-Schüler-Beziehung sagte ins Deutsche übersetzt. Das Post wurde diesbezüglich aktualisiert.

Eine Betroffene sexuellen Missbrauchs durch einen buddhistischen Lehrer widerspricht aus eigener Erfahrung der Behauptung Khandro Rinpoches, man könne sich mit dem »gesunden Menschenverstand« vor sexuellem Missbrauch schützen. Ihre Replik wurde heute veröffentlicht und ebenso verlinkt.

Deutschlandfunk hat einen neuen Beitrag zu »Zen-Meister: Machtmissbrauch im Buddhismus« veröffentlicht, der besonders auf Strukturen innerhalb des Zen Buddhismus eingeht, die Missbrauch förderlich sind:

Updates Okt. – Dez. 2017
Updates Mai 2018
Updates Juni 2018


Buddhistische Lehrer können ruhig Sex mit ihren SchülerInnen haben, oder?

59 Gedanken zu „Buddhistische Lehrer können ruhig Sex mit ihren SchülerInnen haben, oder?

  • 15. Mai 2017 um 20:54 Uhr
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    Du schreibst: „Zu denken ein Machtgefälle gäbe es nicht und sich einzureden – wie es Ole Nydahl zB tut – beim Sex wäre die Schülerin dann eben keine Schülerin mehr sondern auf Augenhöhe mit dem ›Meister‹, ist meines Erachtens eine selbsttäuschende Illusion.“

    Das ist zu großzügig.

    Es ist nämlich vielmehr eine eigennützige, bewusste Lüge. Wenn ein männlicher Meister Sex mit einer (oder sogar mehrere) Schülerinnen hat, ist das nichts anderes als Ausnutzung seiner Machtposition.

    Antworten
    • 15. Mai 2017 um 21:18 Uhr
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      Da wäre ich vorsichtig. Eine bewusste Lüge setzt voraus, dass die Person es besser weiß. Aber wie willst Du das mit Sicherheit wissen oder belegen können? Generell fällt mir in diesen Zusammenhängen auf, dass Selbsttäuschung eine der treibendsten Kräfte ist. Natürlich, um Macht, Status, Geld, Ruf oder Sex zu sichern, wird sich auch der bewussten Lüge bedient. Aber vielleicht glaubt Nydahl wirklich, Sex zwischen ihm und seinen Schülerinnen wäre gleichrangig? Wenn ich es richtig verstehe oder sehe glaubt er doch scheinbar auch, seine anhaftend-feindselige Parteinahme für Frauen (gegen Muslime) sei Ausdruck der Bodhisattva-Haltung, dabei ist es im besten Fall nur parteiisches Mitgefühl, wenn nicht gar eine narzisstische Projektion (er als toller, starker Mann beschützet die armen, schwachen Frauen und erhält so außerordentlich großartige Bedeutung) … Die Dynamiken des Selbstbetruges sind hier mE die stärkeren Triebkräfte. Bewusste Lüge kommt sicher auch vor, aber nicht jede Selbst-Täuschung ist bewusste Lüge.

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  • 16. Mai 2017 um 12:36 Uhr
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    Ein Hinweis

    Buddhismus Aktuell hat ein Post auf ihrer Website zum Artikel gebracht. Dort habe ich eben einen Kommentar geschrieben, der einige frühere positive Entwicklungen innerhalb der DBU aufgreift und anregt, daran anzuschließen.

    Hier der Link zum Post:
    Rundfunk-Feature: „Den Meister lockt die Macht“ – zum Thema Missbrauch

    Der Kommentar (muss noch frei geschaltet werden) von mir lautet:

    Danke erst mal für den Beitrag – vor allem Mechthild Klein.

    Ich empfinde es ernüchternd und beschämend – andererseits ist es wenigstens grundehrlich, diese Sicht so unverblümt auszudrücken –, dass der 1. Vorsitzende der DBU und Sprecher des Rates sexuelle Beziehungen von buddhistischen Lehrern mit erwachsenen SchülerInnen ok findet.

    Nach den desaströsen und öffentlich bekannt gewordenen sexuellen Übergriffen des vormaligen Abtes der Pagode Path Hue in Frankfurt gegenüber männlichen Schülern – die uns damals bekannten Betroffenen, von denen eidesstattliche Versicherungen vorlagen, waren alle über 18 Jahre alt – gab es bei der Mitgliederversammlung der DBU in Berlin 2011 eine große Einstimmigkeit, dass die DBU etwas tun muss, um solchen Missbrauch zu verhindern. Das Leid der Betroffenen und der Schaden waren für die meisten offensichtlich und fühlbar. Dem Workshop zum Thema »Missbrauch« auf der MV 2011 schlossen sich eine große Anzahl Delegierter mit sichtlicher Betroffenheit – aber auch Klarheit und Mitgefühl – an. Wir wählten den damaligen Vorsitzenden von Shambala – auch aus meiner Sicht eine sehr vertrauenswürdige Person – als Leiter bzw. Vorsitzenden dieser AG. Aufgabe der Gruppe war es dann eine Ethik-Charta und Ethik-Rat für die DBU auszuarbeiten. Leider musste der Vorsitzende dieser AG aus gesundheitlichen Gründen wieder zurücktreten – ein herber Verlust! Die AG Ethik-Charta und Ethik-Rat tagte dennoch zweimal.

    Diese AG ist aus mehreren Gründen eingeschlafen, dazu gehören u.a. gesundheitliche Gründe. Weitere Gründe scheinen mir zu sein, dass mit neu gewählten Ratsmitgliedern ein Verlust von Wissen über diese AG und vorausgegangene Prozesse eintrat. Außerdem scheint es bisher auch kein besonders großes Interesse zu geben, diese AG wieder zu beleben. Meines Erachtens ein großer Fehler.

    Nachfolgend, was ich über diese Prozesse innerhalb der DBU aus dieser Zeit als Kurznotiz gesammelt habe und was so auch auf meiner »Sekten-Seite« steht:

    Auf Initiative Franz Johannes Litschs gab es zur Mitgliederversammlung der DBU am 25. April 2011 einen Workshop zum Thema »Missbrauch«. Dem Workshop waren mehrere Ereignisse in buddhistischen Gemeinschaften in Deutschland vorausgegangen. Von den ca. 50 Teilnehmern des Workshops wurde einstimmig beschlossen, qualifizierte Ansprechpartner und Strukturen innerhalb der DBU zu schaffen, die zweifelnden, irritierten oder aktuell betroffenen Menschen die nötige Unterstützung und Informationen geben. Auch wurde die schon lange von Franz Johannes Litsch vorgeschlagene Idee der Einrichtung eines »Ethik-Rates« und das Aufstellen eines Lehrer-Verhaltenskodex aufgegriffen. Zur Umsetzung dieser Anliegen wurde eine Arbeitsgruppe »Ethikrat« gegründet, die ihr erstes Treffen vom 26.08.–28.08.2011 im Shambala Zentrum in Marburg hatte. Das 2. Treffen dieser Arbeitsgruppe fand vom 16.03.–18.03.2012 in Fulda statt; dabei wurde sich vor allem auf die Erarbeitung einer »Ethik Charta« konzentriert.

    http://www.buddhistische-sekten.de/Einleitung.html#Update

    Irritierend ist auch der Mangel an Wissen (oder Fehlkenntnissen) über Vajrayana Praxis, die vom 1. Vorsitzenden im Interview ausgedrückt wurden. Ich habe – auch aus diesem Grunde – einen Artikel auf meinem »Sekten-Blog« geschrieben, der die Hintergründe zur sogenannten »Karma-Mudra« im Vajrayana etwas näher beleuchtet: http://buddhismus-kontrovers.info/buddhistische-lehrer-koennen-ruhig-sex-mit-ihren-schuelerinnen-haben-oder/

    Was lernen wir Buddhisten nun aus dieser ganzen Sache? Wollen wir es so weiterlaufen lassen oder die Arbeitsgruppe »Ethikrat« / »Ethik Charta« wieder beleben, wie es 2011 mit großer Mehrheit von den damals anwesenden Mitgliedern auf der MV beschlossen wurde?

    Vielleicht kommt ja doch noch eine fruchtreiche, offene und informierte sowie mitfühlend-klare Diskussion zu diesen Themen zustande. Eigentlich habe ich eher aufgegeben.

    Antworten
  • 16. Mai 2017 um 13:34 Uhr
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    Was soll das, warum redest Du nun davon, im Falle TTS wäre es nur um „Erwachsene“ gegangen oder nur diese Fälle seien der DBU bekannt gewesen?

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    • 16. Mai 2017 um 15:39 Uhr
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      Hi Gido. Zu der Zeit waren offiziell der DBU nur Fälle von über 18jährigen bekannt – wenn ich mich recht erinnere, auf Basis der 5 eidesstattlichen Versicherungen von betroffenen jungen Männern, die sie der DBO und deren Anwalt gesendet hatten. Ich erwähnte zwar auf der MV knapp, dass auch eine Anzeige wegen eines Falles eines Minderjährigen lief, aber wegen der Konstellation des Falles (die Person war noch unter Einfluss des Abtes und es war eher wahrscheinlich, dass sie das verneint) wurde das erst mal nicht als Fakt angesehen – „eine laufende Ermittlung“ mahnte jemand an …
      Habe die Passage überarbeitet, damit das klarer ist.

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  • 16. Mai 2017 um 18:25 Uhr
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    Nein, denn der Fall kampierapanyo, der zuerst im DBU-Forum diskutiert wurde und lange vor den Eidesst. Vers. lag, betraf einen jungen Mann, den ich selbst traf und der in diesem Forum seinen Fall schilderte und bereits bevor er 18 war involviert wurde. Das war hinreichend deutlich geworden, zumal bei dem Gespräch mit ihm ein Vertreter der DBU anwesend war.

    Allerdings ist das Alter von 18 oder der Ausdruck „minderjährig“ hier irreführend, weil strafrechtlich andere Altersgrenzen je nach Delikt relevant wären, aber das führt nun zu weit.

    Antworten
    • 16. Mai 2017 um 20:49 Uhr
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      Danke Gido. Mir und uns von der DBO war bisher nur bekannt, dass kampierapanyo über 18 Jahr alt war, als die Übergriffe passierten. Auch bei der DBU MV erwähnte keine einzige Person, dass es Übergriffe gab als kampierapanyo noch unter 18 Jahre alt war. Das wäre sicher auch für die Anzeigen in dem anderen Fall relevant gewesen.

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  • 22. Mai 2017 um 04:11 Uhr
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    Die verwirrte Idee von Laien als „Guru“ für Laien, oder gar Mönche als „Guru“ für Laien, nicht gesprochen vom anderen Geschlecht, wurde doch von Euch „Tibetern“ und Mohoyanas in dieser Welt verbreitet oder? Da könnt Ihr Euch in den Schwanz beißen, so lange sich Samsara dreht, und Euch gegenseitig mit Schlam bewerfen… Dinge haben Ursachen.

    Antworten
    • 22. Mai 2017 um 08:08 Uhr
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      Meine Antwort an Dich als Theravadin:
      Weil es Fehler oder unheilsame Auswüchse in einem System gibt, folgt, das ganze System ist falsch. Das ist Deine Logik. Folglich, weil es Fehler oder unheilsame Auswüchse im Mönchsorden gibt ist der ganze Mönchsorden falsch und der Buddha machte einen großen Fehler überhaupt Menschen zu Mönchen zu ordinieren.

      Du könntest auch mal darüber nachdenken, dass die Verehrung und Hingabe, die Ajahn Chah oder Ajahn Mun entgegengebracht wurden, durchaus Ähnlichkeiten mit dem Guru-Modell hat. Guru heißt letztlich, jemand, der schwer an Qualitäten ist und der kann sehr wohl hilfreich auf dem Weg sein (Stichwort Kalyāṇa-mittatā).

      Die Ursachen haben hier, wie immer wenn es um Leid geht, mit den Kleshas zu tun und hier insbesondere Selbsttäuschung, Arroganz und Naivität.

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  • 17. Juni 2017 um 17:42 Uhr
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    Habe zufällig von einem Bekannten von der Sache erfahren. Die Sache ist in mehreren Aspekten so unangenehm, dass man sich vollauf darin bestätigt sieht, sich mit diesen Gruppen und X-Buddhismus im allgemeinen überhaupt nicht mehr zu befassen. Besser wäre es, derartige Dinge als Phänomen einer Gesellschaft zu betrachten, die in weiten Teilen unfähig ist, sich mit Sexualität vernünftig auseinanderzusetzen.

    Als jemand der sich eingehend mit dem Shimanoarchiv befasst hat, in dem der Fall Eido Shimano über Jahrzehnte dokumentiert ist, fallen aber eine Reihe von Parallelitäten auf. (vgl. https://unbuddhist.com/2014/01/01/der-fall-shimano-mann-ohne-rang/)

    1. Über Jahre hat keiner was gemerkt. Ach wirklich? Es gibt einen engen Vertrauten von Genpo D., der erst nach einem ersten Zeitungsbericht zur Polizei ging und diese auf weitere mögliche Fälle aufmerksam machte. Was hat der Betreffende vorher gemacht? Einfach wegsehen? Mit niemandem sonst privat gesprochen?

    Das Selbe kann man im Shimanoarchiv nachvollziehen. Leute die mitkriegen, das der Meister was macht, was nicht koscher scheint, sind aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, eine Auseinandersetzung in Gang zu setzen.

    2. Die Leute im Bodaisan-Shoboji in Dinkelscherben wollen keine Stellungnahme herausgeben und verlangen, dass man sie in Ruhe lässt, damit sie die schwierige Situation alleine bewältigen können.

    Das kennen wir auch aus dem Fall Shimano. Nur ist es leider so, dass diese Form der Auseinandersetzung, zu nichts führt hat, als einem „Schwamm drüber“ und „weiter wie bisher“.

    3. Institutionen, die sich eigentlich einmischen müssten, sind dazu nicht Willens oder in der Lage. Siehe dazu DBU-Sprecher Gunnar Ganzhorns peinliche Offenbarung seiner Unfähigkeit zum Thema Macht- und sexueller Missbrauch mehr als ein paar Lappalien abzusondern.

    In den USA waren entsprechende Institutionen und Personen über Jahrzehnte nicht in der Lage, beim Thema Shimano und Sex einzugreifen oder wenigsten eine Diskussion in Gang zu setzen.

    4. Es treten Apologeten auf (wie etwa der Verleger G. K.), die nicht nur – berechtigen Weise – vor vorschneller Verurteilung warnen, sondern gleich auch dazu übergehen, den Meister vorschnell freizusprechen bzw. mögliche Taten zu relativieren.

    Auch dies sehen wir im Shimanoarchiv. Die treuen Jünger sind stets ohne Wenn und Aber bereit für den Meister in die Bresche zu springen. Rhetorische Technik dabei meistens, möglichst alles zerreden. Oder aber:

    5. Die Opfer selbst zu beschuldigen in verschiedener Hinsicht selbst verantwortlich zu sein. Sei es, sie hätten selbst verführt, sei es, sie seien psychisch nicht in Ordnung, sei es, man sagt ihnen unlautere Motive nach. G.K. hat das in Reaktion auf meine Artikel zum Thema Shimano auch gemacht. Die letzten beiden Punkte sind übrigens typische Verfahrensweisen, um Täter bei sexuellem Missbrauch oder bei Vergewaltigung zu entlasten.

    Im Fall Shimano dito.

    6. Der Täter stilisiert sich selbst zum Opfer. Sollte es stimmen, was kolportiert wird, dass Genpo D. aussagt, sein Fehler sei gewesen, nicht „Stop“ gesagt zu haben und sollte es stimmen, dass er damit meint, er sei selbst sozusagen verführt worden, dann ist das hier auch der Fall.

    Shimano hat immer behauptet er sei Opfer übler Kampagnen.

    Fazit: Der gut dokumentierte Fall Shimano, wie auch viele andere, zeigen die immer gleichen Verfahrensweisen von Sanghas mit derartigen Fällen umzugehen. Der Fall Genpo D. zeigt verblüffende Parallelen zu diesen anderen Fällen. Zufall?

    Man sollte daher nicht auf die Institution vertrauen, die aus dem gleichen Bereich kommen, wie die faulen Äpfel – sprich einem in dem ein neo-romanischer naiv-esoterischer Glaube an einen Erleuchteten gefrönt wird.

    Man sollte auch nicht die Selbstheilungskraft der Sanggas vertrauen. Diese haben schliesslich zu allererste lange angeblich nichts gemerkt und sind – siehe bedingtes Entstehen – Teil des Problems. Sie müssen sich unangenehme Fragen gefallen lassen.

    Man sollte viel eher:

    1.In die Öffentlichkeit gehen. Rundfunks, Presse, Fernsehen, Internet. Druck ausüben durch gute Berichterstattung.

    2. Man sollte auf die Wiedersprüche hinwiesen, die in den Institutionen existieren, und die diese nicht diskutieren wollen. (Bespiel RIGPA als starker Werbekunde bei Buddhismus aktuell, wer will die schon vergraulen? Beispiel DBU-Rat mit Vertretern von Leuten die offen Rassismus vertreten und/oder selbst Sexismusprobleme haben.)

    3. Man sollte sich damit befassen, welche Form von Buddhismus im Westen in den letzten ca. 40 Jahren entstanden ist. Die Hörigkeit gegenüber so genanten Meistern im Zen, im tibetischen Buddhismus und anderswo ist Teil des Problems. Christoph Hamacher spricht es an: „Vor allem müssen wir langsam zugeben, dass ein Großteil dessen, was man Zen-Meister an Tugenden und Einsicht gemeinhin zuschreibt, angesichts der Tatsachen einfach nicht stimmt.“ Das betrifft den ganzen Buddhismus im Westen.

    4. Auf keinen Fall sollte man die betroffenen Sanghas und die entsprechenden Institution, wie die DBU, zu denjenigen machen, die die Sachen wieder richten sollen. Es hat sich vielfach gezeigt, dass die es nicht können und sie es am Ende nur zu mehr Verschleierung und Verharmlosung bringen.

    Antworten
    • 17. Juni 2017 um 18:55 Uhr
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      Ich finde Deine vier Punkte, was zu tun ist, genau richtig. In den USA hat man Shimano und Sasaki zu Fall gebracht ganz ohne vergleichbare Institution, nur durch die Tätigkeit von engagierten Einzelmenschen. Man muss die DBU einfach links stehen lassen, wenn sie nicht funktionsfähig ist.

      Antworten
    • 18. Juni 2017 um 00:07 Uhr
      Permalink

      Danke!

      Ich kann der Argumentation eigentlich erst mal nur zustimmen (auch wenn ich die Aussagen des Verleger G.K. nicht kenne) – wobei es prinzipiell so zu sein scheint, dass sich in solchen Fällen immer Verteidiger und Rechtfertiger für die Taten des Täters manifestieren.

      Dass mit dem er habe nicht »Stop!« sagen können, entstammt dem Update der SZ. Aus meiner Sicht spricht das Bände. Er habe zudem gesagt, in Bezug auf ein missbrauchtes Kind, er habe ihm doch nur Gutes tun wollen. Solche Aussagen kenne ich aus dem Strafvollzug von Sexualstraftätern und Pädophilen – ein pädophiler Sicherungsverwahrter sagte mir das als Rechtfertigung, warum er wieder rückfällig wurde gegenüber einem Nachbarsjungen – er habe ihm was Gutes tun wollen. Klassische Täter-Opfer-Umkehr, Schutzbehauptungen … in den Therapien im Strafvollzug wird – soweit mir durch die Gespräche mit Tätern bekannt – genau das angegangen und versucht den Täter zur Einsicht zu bringen, dass das NICHT so ist, nicht mit der Realität übereinstimmt …

      Ich bin zwar jemand der auf die Institutionen setzt bei Aufklärung, Ansprechpartnern und Schutz (im Sinne des geforderten Ethik-Rat und der Ethik-Charta zB), aber Dein Argument, dass das aus den Gemeinschaften kommen muss, und DORT die Selbstheilungskräfte entfaltet werden müssen, überzeugt mich. Vielleicht ist es aber auch kein Widerspruch beides voranzubringen, denn das eine könnte das andere unterstützen und umgekehrt.

      Allerdings, ich persönlich, bin müde und habe eigentlich aufgegeben noch etwas auf institutioneller Ebene erreichen zu wollen (außer bei bereits etablierten Institutionen – so habe ich zB mehr Vertrauen in die EZW in Berlin oder die Berliner Sektenleitstelle (oder auch die DBO, der ich selbst angehöre) als in die DBU in München und würde immer eher Kontakt mit der EZW oder der Berliner Sektenleitstelle (oder Inform etc in England) als zur DBU pflegen. – Die EZW hat mich aber ermutigt den Weg via DBU zu gehen und auch Unterstützung angeboten.)

      Ich stimme Dir zu, „Man sollte auf die Wiedersprüche hinwiesen, die in den Institutionen existieren, und die diese nicht diskutieren wollen.“ Wahrscheinlich ist es idiotisch und unrealistisch von mir die DBU zum Vorreiter oder institutionellen Ansprechpartner zum Thema Missbrauch und Fehlentwicklungen (aller Arten) im Buddhismus machen zu wollen, solange Gruppen präsent sind, deren Führer nicht nur ihre Macht ausnutzen und Sex mit Schülern haben, sondern deren Strukturen, Ideologien (Verdrehungen des Dharma) und Schüler das auch noch befördern und als richtig verteidigen (Triratna, Rigpa) oder deren Auftreten und Ideologie aggressiv-rechtslastig, arrogant und unmenschlich ist … (Diamantweg).

      Eine andere Sache, die Selbstheilungskräfte der Sanghas können sich eigentlich nur durch reife Individuen entfalten, die selbst relativ heil sind. Ich glaube, das ist nicht sehr häufig gegeben, von daher kann es auch sein, dass das auch nicht so gut funktioniert. Trotzdem könnten wir vielleicht alle in eine Richtung gehen, eine Richtung einschlagen, die uns insgesamt weiter bringt? Es ist ja nicht so, dass wir keinen gemeinsamen Nenner haben. Der kleinste gemeinsame Nenner könnte sein, zu vermeiden anderen und uns langfristig zu schaden.


      Ein anderer Gedanke und Hintergrund (postete ich heut auf Facebook und könnte auch hier für die Reflexion hilfreich sein):

      Eine Untersuchung zeigt auf, dass bei sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen in der Familie, die Mütter ihre Kinder oft nicht schützen. Die Studie versucht auch zu erklären warum das so ist. Ich finde, daraus lässt sich auch einiges für buddhistische Gemeinschaften und ihre Individuen lernen.

      Hier zum Artikel in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/leben/studie-viele-muetter-dulden-kindesmissbrauch-1.3545627

      Aus Zeitgründen meine Gedanken dazu einfach als Copy&Paste:

      Hier ist die Zusammenfassung eines Zwischenberichts der »Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von Kindesmissbrauch«. Er zeigt auf, dass Mütter bei sexueller Gewalt in der Familie sich selten schützend vor ihre Kinder stellen. Ursachen dafür sind u.a.: 1) finanzielle und emotionale Abhängigkeit, 2) Gewalt in der Partnerschaft, 3) Angst vor dem Verlust des Partners / der gesamten Familie sowie 4) eigene Missbrauchserfahrungen.

      Solche emotionalen, finanziellen oder identitären (zu einer Gruppe/Guru zu gehören / diese(n) nicht verlieren zu wollen) Abhängigkeiten sind sicher auch wichtige Faktoren, die sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch, finanziellen oder spirituellen Missbrauch in nicht-familiären Zusammenhängen – wie z.B. buddhistischen Gemeinschaften – begünstigen. Aufklärung im Kontext des Buddhismus im Westen könnte auch hier ansetzen: Ich sehe wahrscheinlich weg oder toleriere Mobbing und Missbrauch in meiner Gemeinschaft auf verschiedenen Ebenen, wenn ich Angst vor Verlust habe. Die nachfolgende Reflexion, die sich einem Übenden im Buddhismus dann stellt, ist folgerichtig: Was kann ich tun, um weniger finanziell / emotional / identitär oder auch spirituell abhängig zu sein – oder weniger Angst vor Verlust zu haben? Bei Gruppen, die genau diese Abhängigkeiten befördern (oder zusätzlich noch Angst-, Hoffnungs- und Schuldgefühle manipulieren), wird es viel schwerer etwas gegen Missbrauch zu tun. Selten werden in solchen abhängig machenden buddhistischen Gruppen Optionen gesehen, sich auch außerhalb der Gruppe und unter anderen Lehrern spirituell weiterentwickeln zu können. Diese Perspektivlosigkeit befügelt mit Sicherheit das Wegsehen, falsche Toleranz und letztendlich Fehlentwicklungen in buddhistischen Gemeinschaften.

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  • 17. Juni 2017 um 18:55 Uhr
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    (Da ich mit Tenzin selbst hart ins Gericht gehe, weiß ich nicht, ob das hier noch durchdringt, aber ich werde ja immerhin erwähnt …)

    Ich habe deinen Kommentar mit dem erneuten Bezug auf Shimano auch im Buddhaland gelesen, Unbuddhist. Ich möchte gern erklären, warum dein Vergleich unangebracht ist.

    1) Die Details der Fälle um Genpo wirst du wohl nie erfahren, da ihm sein Anwalt zu einem vollumfänglichen Geständnis zwecks Strafmaßreduzierung geraten hat und die Kinder vor Gericht teils nicht aussagen dürften. Es könnte demnach spekulativ bleiben, ob dem Assistenten von Genpo denn irgendwas aufgefallen ist oder nicht vielmehr erst im Nachhinein der Groschen fiel.

    2) Mich frappiert eher, dass wirklich alle Weggefährten, Familie wie Buddhisten, Genpo im Stich zu lassen scheinen. Das ist ethisch auch nicht in Ordnung – und im Übrigen das Gegenteil von dem, was in den Fällen Shimano, Sasaki, Zernickow oder Thay (Thien Son) passiert ist.

    3) Was die DBU angeht, stimme ich deiner Kritik weitgehend zu. Aber wir reden bei Genpo von offensichtlichen Straftaten, bei Shimano nicht. Da geht es einfach um nicht mehr strafwürdigen Ehebruch oder (noch nicht) strafwürdige Übergriffe von Zen-Lehrern, Zumindest gibt es meines Wissens nicht mal Anzeigen. Und vor allem handelt es sich bei Shimanos Fällen um erwachsene Frauen, die sich immer auch an die eigene Nase fassen müssen, wenn sie sich in solche Verhältnisse begeben.

    4) Ich werde ggf. in absehbarer Zeit auch im Fall Sasaki noch aufzeigen, dass die meisten Fälle im Archiv auf Hörensagen beruhen und nur ganz wenige von den immer gleichen Betroffenen übrig bleiben (man achte da auf die entsprechenden Fallnummern). Und dann werde ich, wie schon auf den Seiten von BA in der Diskussion angerissen (oder auf meinem Blog) aus Sasakis entscheidender Lehre das extrahieren, was hoffentlich endlich einmal klar macht, wie sich tatsächlich diese Lehrer sehen und wie sie es auch lehren: Nämlich als fehlbare Wesen mit Schattenseiten, denen man ins Auge sehen muss. Es sind also genau deine und Hamachers Projektionen auf diese Lehrer, gegen die diese teils selbst ihr ganzes Leben angehen, wenn man genau hinhört. Wer also so etwas in die Lehrer hineinprojeziert, der wird dann ent-täuscht, wie es sich gehört.

    Und genau da sehe ich ein Problem, das du mit anderen Kritikern hier teilst: Weil du das Sexleben eines Lehrers scheiße findest, meinst du, dich mit dem wofür er eigentlich da ist (nämlich seiner Lehre) nicht mehr befassen zu müssen.

    5) Genpo hat inzwischen berichtet, er sei in seiner Kindheit vom Vater geschlagen und von einem katholischen Priester missbraucht worden: Beides sind Klassiker, die Ablehnung der Verantwortung (die Genpo aber inwzischen eingeräumt hat) wie auch die biografische Belastung, die zu zwanghafter Wiederholung führt: http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Ein-gebrochener-Mann-Zen-Priester-missbrauchte-sieben-Kinder-id41753981.html

    6) Ich habe niemanden „freigesprochen“, sondern anhand der Wortwahl analysiert, wie solche Prozesse häufig in der Boulevardpresse dargestellt werden und dass man mit vorschnellen Urteilen auf Abwege gerät. In den 90ern habe ich mal eine Artikelserie geschrieben, die über ein Dutzend TV-Berichte zu ähnlichen Themen analysierte und zum Schluss kam, dass sie mit Ideologie statt mit Fakten arbeiteten. Ich habe an selber Stelle auch die folgenden Artikel der Augsburger Allgemeine gelobt, da sie nachvollziehbare Details enthielten (wenn auch gelegentlich von zweifelhafter „Sachdienlichkeit“, etwa Genpos Verhältnis zu dem Assistenten, der dann die Polizei auf weitere Spuren brachte)..

    G.K.

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    • 17. Juni 2017 um 19:34 Uhr
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      Guido, Du gehst mir mir nicht „hart ins Gericht“, Du verbreitest in Bezug auf was ich gesagt habe, meine Ansichten etc schlicht Stuss. Richtig zu zitieren scheint auch keine Stärke von Dir zu sein. Aber hier geht es nicht um mich, zudem habe ich Dein letztes Post – was mir jemand zusandte – nur ganz knapp überflogen (genau genommen einen Absatz). Das hat aber gereicht, innerlich abzuwinken.
      Das heißt jedoch nicht, dass ich alles was Du schreibst oder zu sagen hast ablehne. Mein Blog jedoch will ich von Fehlinformationen, abstrusen Konstrukten, Angriffen und unter der Gürtellinie schießen frei halten. Logischer Weise habe ich einen Deiner uninformierten Kommentare schlicht gelöscht.
      In diesem Kommentar von Dir scheint es aber um was anderes zu gehen (nach knappem Überfliegen). Mal sehen, ob sich was Konstruktives daraus entwickelt, sonst unterbreche ich das lieber.

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  • 17. Juni 2017 um 19:42 Uhr
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    Lieber Tenzin, den „Stuss“ kannst du mir aber gern zumindest per email erklären, und in meinem Blog gibt es auch eine Möglichkeit der Antwort. Da ich wissenschaftlich gearbeitet habe, kann ich auch zitieren ;-) Jedenfalls sind solch pauschale Anwürfe nicht zieführend.

    In Bezug auf Hamachers letzten Beitrag: „Uninformiert“ sind doch eher diejenigen, die behaupten, Shimano oder Sasaki seien „zu Fall gebracht“ worden. Shimano lehrt noch, ich kenne einen seiner aktiven Dharma-Nachfolger, und Sasaki hat eine noch aktive Gemeinde, selbst Leonard Cohen hatte sich nicht von ihm abgewendet.

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    • 17. Juni 2017 um 20:00 Uhr
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      Guido, ich denke darüber nach. Wenn Du – aus meiner Sicht – ein bisschen reflektierter, selbstkritischer und informierter (in Bezug auf tib. Buddhismus) an die Dinge herangehen würdest, müsste es Dir eigentlich selbst auffallen. Ich habe eigentlich auch keine Lust Sachen zu kommentieren, die über mich oder was ich (angeblich) gesagt habe, im Internet geschrieben oder kommentiert werden. Das mache ich nur in den seltensten Fällen – genau genommen nur 2x in all den Jahren (wenn ich mich recht erinnere). Nämlich einmal als mich ein Journalist einer norwegischen Online Publikation darum bat und ein anderes mal als es die Aussage einer akademischen Institution (Inform) betraf, die weitreichende Implikationen hatte. Jeder Kommentar gibt ja auch dem Geschriebenen des Verfassers oder seinem Blog mehr Gewicht. Zu schweigen, ist also auch ein Kommentar & Statement.

      Zu Shimano & Sasaki habe ich nichts zu sagen. Keine Ahnung – »Schuster bleib bei Deinen Leisten!« gilt auch für mich. Dem ein oder anderen Zen-Praktzierenden könnte das auch helfen, wenn er über Sachen schreibt, die mit dem tibetischen Buddhismus zu tun haben, die er nicht wirklich versteht oder durchdrungen hat ;-) Gute Kritik sollte mE darauf basieren eine Sache wirklich verstanden zu haben, ansonsten ist es nur dummes Geschwätz und im schlimmsten Fall Verleumdung.

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  • 17. Juni 2017 um 20:16 Uhr
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    Warum redest du nur um den heißen Brei? Da, in Sachen tibetischer Buddhismus, kann es eigentlich nur um dein Dalai Lama-Zitat zur – so formuliere ich es jetzt mal – „spirituellen Bereicherung durch sexuelle Vereinigung“ – gegangen sein, das eben meiner Meinung nach das Problem verschärft, und ich glaube nicht, dass du dem DL kritisch genug gegenüber stehen kannst, genauso wenig wie Zen-Schüler, die sich Dogen verschrieben haben, die aktuelle akademische Kritik an ihm in ihre Praxis einbauen. Auf diesem Gebiet lasse ich mir nichts von einem Zölibatären vormachen, was der Dalai Lama da also behauptet, ist doch seinerseits vermessen, und wenn ein Tantriker bereit ist, seine Künste unter Aufsicht zu belegen, bin ich sofort dabei und organisiere die nötigen Wissenschaftler zum Abklären. Ich habe mich sogar gewundert, dass du dich überhaupt auf solches Glatteis begibst. Wieso meinen denn sexuell Abstinente, sie könnten den üblichen Umgang mit Sexualität richtig einordnen? Das ist doch so, als würde ein lebenslanger Vegetarier erklären, wie Fleisch schmeckt.

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    • 17. Juni 2017 um 20:55 Uhr
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      Gute Idee, wenn Du mal ein paar Wissenschaftler zum Thema befragst – wenn’s geht aber nicht Informatiker oder Physiker, die zwar ihre Fachgebiete kennen, nicht aber den komplexen indo-tibetischen Buddhismus (hatten wir alles schon gehabt, wie gesagt, „Schuster bleib bei Deinen Leisten!“ – oder sei wenigstens sauber und akkurat informiert bevor du dich äußerst – und ggf. blamierst).

      Ein Zitat „spirituelle(n) Bereicherung durch sexuelle Vereinigung“ vom Dalai Lama (oder von mir) gibt es am weiten Horizont nicht, womit wir wieder beim Thema wären, dass Du nicht mal richtig zitieren (oder Inhalte paraphrasieren) kannst – leider. Es ist auch kein gutes Argument zu behaupten, ich könne nicht kritisch dem Dalai Lama gegenüber sein, nur weil ich seine vorhandenen Qualitäten anerkenne und bewundere, wogegen Du (weil Du das nicht tust?) wohl aber weniger informiert bezüglich Tibetischer Buddhismus (Vajrayana) bist als ich, sachlich richtige oder kluge Kritik hervorbringen könntest.

      Ganz knapp, »Wieso meinen denn sexuell Abstinente, sie könnten den üblichen Umgang mit Sexualität richtig einordnen?« – habe ich gar nicht gemacht, oder ist Sex zwischen Lehrer und Schüler »üblicher Umgang mit Sexualität« für Dich? Ich werde Dir auch nichts vormachen diesbezüglich.

      Allerdings gibt es mitunter – so meine Erfahrung und Beobachtung – sehr absurde Situationen im Westen für Ordinierte, die ich auch offen anspreche. Z.B. werde ich in privaten (oder »seelsorgerischen«) Gesprächen immer wieder zu Partnerschaften bzw. Beziehungen gefragt – als hätte ich etwas dazu zu sagen. Wobei, zu manchen Sachen kann ich etwas sagen: zB wurde ich auch zu offenen Partnerschaften gefragt – sehr lustig: der Mann ist Buddhist und redet der Frau ein, sie hafte zu sehr an ihm und solle loslassen (damit er Sex mit mehreren Frauen haben kann), er stellte seinen Wunsch nach Sex mit mehreren Frauen als fortgeschritten dar, solch anhaftende Wünsche muss er natürlich nicht loslassen (Sex mit mehreren Frauen ist natürlich ein Anzeichen von weniger Anhaftung!). Mein Kommentar dazu war, dass ich herzhaft lachte und anmerkte, mir erschließt sich nicht wie, Sex mit mehreren Frauen weniger Anhaftung reflektieren solle. Oder, ich wurde sogar von einem Mann in sexueller Not (er hatte noch nie eine Partnerin) gebeten, zu helfen eine Freundin zu finden. Der Person sagte ich rundheraus, ich kann ihr gerne helfen ohne Freundin glücklich zu leben, alles andere könne sie von mir weder erwarten noch verlangen ;-) (Mal abgesehen davon dürfen Mönche nicht kuppeln…)

      Nun in Bezug auf Vajrayana und Dalai Lama und als Einstieg in den Tibetischen Buddhismus kann ich Dir John Powers empfehlen, der ist gut informiert, ist Wissenschaftler und hat auch meditative Erfahrungen, zudem ist er nicht-zölibatär – vielleicht kann er kompetent Deine Fragen beantworten…)

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  • 17. Juni 2017 um 21:00 Uhr
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    Dieses „von oben herab“ ist auch typisch, als „Einstieg empfehlen“ usw. Ich nehme es einfach mal als Retourkutsche. Du bist nämlich wieder nicht konkret, weshalb ich nur vermuten kann, was du meinst. Im ostasiatischen Buddhismus, von dem ich komme, gibt es eine tantrische Tradition, und ich habe mich mal eine Weile mit einem Wikipedia-Zensor darüber gestritten, weil ich (mit John Stevens) wusste, dass diese Tradition noch lebt, und Teile ihrer (wie daoistischer) Praxis selbst vollzogen habe. Auch bei ihr ging es, dass kann ich aufgrund eigener Erfahrung behaupten, letztlich nur darum, dass beide sexuell Beteiligte einen möglichst intensiven Höhepunkt erleben. Das ist der wahre Sinn jeder tantrischen Verklärung, und das dies nicht gesagt wird, liegt nach meiner eigenen Erkenntnis darin begründet, dass man die Spirituellen nicht in einem solch profanen Licht erscheinen lassen will. Genauso unangenehm ist es ihnen ja heutzutage auch, wenn Hirnforscher sagen, sie würden nur meditieren, weil sie ihr Hirn dafür belohnt.

    Du hattest oben in deinem Artikel auf dieser Seite nach „Im Vajrayana gibt es eine extrem fortgeschrittene Praxis, in der die Winde im Herzchakra des Zentralkanals in den Unzerstörbaren Tropfen aufgelöst werden müssen …“ ein Zitat vom DL eingebracht, in dem er – statt einfach zum gleichen aufgeklärten Schluss wie ich zu kommen – ein Hintertürchen für den Tantrismus offen lässt, nämlich meint, nur einer, der auch gleichmütig Urin und Kot zu sich nähmen könne, wäre qualifiziert für diese höheren Weihen sexueller Vereinigung. Damit sagte er also 1) so einen dürfte es wohl kaum geben (und ich widersprach), 2) an der Sache könnte noch was dran sein, wenn es so einen gäbe. Damit hat er den Tantrismus irgendwie noch gerettet, und genau diese Heuchelei kritisiere ich.Mehr muss dann da nicht verstehen als wie einer sich davor drückt, die ganz profane Wahrheit hinter dem Wunsch, doch auch mal guten Sex haben zu können, wenn man auf dem Buddha-Weg ist, zu benennen.Und das behaupte ich, da man die von mir genannten „tantrischen“ Praktiken analog zur tibetischen setzen kann. Der Wissenschaftler, der hier nötig ist für meinen Beweis, ist kein Tibetologe, sondern ein Sexualwissenschaftler oder Neurologe, der aufzeigen wird, dass es „ohne Verlangen“, wie vom DL behauptet, keinen sexuellen Akt geben wird. Das wird er aufzeigen, indem er die entsprechenen Hirnregionen und Nervenbahnen etc. in Augenschein nimmt. Mit anderen Worten, es gibt offensichtlich bloß die Behauptung von Gläubigen, so etwas könne gehen (und gelehrt werden), aber dann niemanden, der den Beweis antritt. Was also soll das ganze mystische Gerede?

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    • 18. Juni 2017 um 00:40 Uhr
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      Lieber Guido, ich habe meinen Kommentar noch einmal überarbeitet, denn in einem Punkt gebe ich dir völlig recht – und den habe ich völlig übersehen – es ist ein Widerspruch zu sagen, man müsse völlig frei von jedem sexuellen Verlangen sein für diese Praxis. Die Schriften, Kommentare und auch die mündliche Tradition sprechen davon, dass man ein gewisses sexuelles Verlangen haben muss – das man dann aber umwandelt und sich nicht davon beherrschen lässt.


      Stimmt, ist von oben herab. Habe ich selbst gemerkt. Habe den Kommentar daher recht zügig geändert und entschärft – zum »Einstieg« stehe ich aber.

      Statt mich auf diese Diskussion in dieser Art einzulassen, hätte ich auch sachlich was Du auf Deinem Blog geschrieben hast, analysieren können. Aber ich habe schlicht keine Lust mich zu schrägen Aneinanderreihungen von Uninformiertheiten und Unterstellungen zu äußern. Nun, wo wir schon so weit gekommen sind, vielleicht mache ich das die nächsten Tage noch. Wenn, werde ich allerdings lediglich die Passage kopieren, die ich beim ganz kurzen Draufschauen aufschnappte und die hier Basis meiner Behauptungen wurde.

      Dass es eine Vajrayana Tradition in Japan gibt ist eigentlich allg. bekannt.

      Auch bei ihr ging es, dass kann ich aufgrund eigener Erfahrung behaupten, letztlich nur darum, dass beide sexuell Beteiligte einen möglichst intensiven Höhepunkt erleben.

      Die Tantras des Indo-Tibetischen Buddhismus habe ich hier in Italien studiert und kann das aus Sicht der Schriften NICHT bestätigen. Da ich es (sexuelle Vereinigung) nicht praktiziere, kann ich es auch nicht aus Erfahrung bestätigen.

      Es stimmt, nach meiner Aussage „Im Vajrayana gibt es eine extrem fortgeschrittene Praxis, in der die Winde im Herzchakra des Zentralkanals in den Unzerstörbaren Tropfen aufgelöst werden müssen …“ hatte ich ein Zitat des Dalai Lama gebracht.

      Die Aussage des Dalai Lama hat etwas Widersprüchliches, das gebe ich zu. Einerseits sagt er dass es das gibt, andererseits legt er einen extrem hohen Maßstab an und sagt, er kenne keinen, der ihn erfülle. (Sehe eben, das habe ich gar nicht zitiert, das steht hier. Füge ich gleich dem Artikel noch zu.) In der Tat sind diese Dinge wesentlich komplexer als dieser Aussage zu entnehmen ist – auch der Maßstab, ab wann man qualifiziert ist, wird in den Schriften anders erklärt. Deshalb nehme ich das auch nicht rein wörtlich sondern als interpretative Aussage, d.h., er will wohl damit sagen, es ist einfach keine Praxis für den Otto-Normal-Verbraucher, weil sie eine enorm hohe Qualifikation voraussetzt und kaum einer diese erfüllt. Dem stimme ich auf Basis meiner Studien der Tantras zu. (Ich will mich hier nicht als Experten gerieren, gemessen an den wirklich Informierten, aber ich bin auch kein absolutes Greenhorn in Bezug auf die Vajrayana Schriften und was sie sagen.)

      Du, der die Vajrayana Schriften – zB zur Vollendunsstufe des Ghuyasamaja Tantras – sicher nicht studiert hast, noch mündliche Unterweisungen von qualifizierten Meistern dazu erhalten hast, bewertest es als »Heuchelei«, was der Dalai Lama auch aus meiner Sicht und Kenntnis durchaus korrekt zusammenfasst (setzt hohe Qualifaktion voraus, wird schwer jemanden zu finden, der diesen Maßstab erfüllt). In dem Kommentar, den ich nicht frei gab sprachst Du von »lächerlich« und man müsse »diesen Unsinn erst mal als das entlarven, was er ist.« Sorry, das ist für mich uninformierte Polemik. Ich denke nicht, dass diese irgendjemandem weiter hilft und genau aus dem Grunde habe ich es einfach gelöscht. (In den tantrischen Schriften wird die Qualifikation genauer erklärt, und ich glaube die Details finden sich unter einem der von mir angegenen Links.)

      Weder ich noch der Dalai Lama (wenn ich mir mal erlauben kann zu vermuten wie er als Mönch denkt – er träumt selbst im Traum, dass er Mönch ist) sind sicher Verfechter oder haben Ansichten oder den Wunsch »doch auch mal guten Sex haben zu können«. Für mich (und ich denke auch für den Dalai Lama als Mönch) ist das keine »ganz profane Wahrheit«. Von daher ist der Vorwurf, es würde sich hier »davor (ge)drückt« das zuzugeben schlicht absurd (eine Projektion von Dir).

      Nun, Du »behauptest« – sagst Du selbst – ohne die Tantras und das worauf sich Aussagen des Dalai Lama (oder von mir) beziehen studiert zu haben. Du behauptest ohne Sachkenntnis des Tibetischen Buddhismus oder des indo-tibetischen Vajrayana innerhalb des Tibetischen Buddhismus. Du stellst wilde Spekulationen auf, dass »von [dir] genannte „tantrische“ Praktiken analog zur tibetischen« gesetzt werden könnten. Hallo, meinst Du das ernst? Geht es unpräziser (wilder) und uninformierter?

      In der Tat, sagte der Dalai Lama gemäß diesem Zitat, das John Powers wiedergibt, wörtlich »Wahrhaftig, man kann diese Praxis nur ausüben, wenn man überhaupt kein sexuelles Verlangen mehr hat.« Das »überhaupt kein« sehe ich auch als sehr problematisch an. Es macht wenig Sinn. Ich denke, es ist zu scharf formuliert und die Messlatte ist zu hoch gelegt – auch erscheint es unrealistisch – wenn man es wörtlich so nimmt, wie es gesagt wurde. Indem Sinne ist es auch aus meinem (derzeitigen) Verständnis & Sicht nur recht, diese Aussage so nicht zu akzeptieren.

      Genau genommen – so sagen es tantrische Kommentare und die mündliche Überlieferung – braucht man ein gewisses Verlangen. Man muss aber in der Lage sein, dies kontrollieren zu können, so dass es als Energie genutzt werden kann, ohne dass es einen überwältigt oder davon trägt (zB in dem es zum »Verlust von Samen« führt.) Im Buddhismus tibetischer Prägung gibt es generell eine Debatte ob man für die sexuelle Vereinigung anhaftende Begierde haben muss oder nicht. D.h., kann ein Laien-Arhat zB ein Kind zeugen? Nur so viel, die Frage wird unterschiedlich beantwortet. Die meisten tibetischen (und enorm gut informierten) Gelehrten, die ich kenne, sagen, sexuelle Vereinigung setzt IMMER anhaftendes Begehren voraus. Es gibt wohl aber eine Geschichte in der Vinaya, die das Gegenteil aufzeigen soll.

      Ok, ich denke, wir sind vielleicht nun an einem Punkt angekommen, der wirklich spannend und hilfreich sein kann. Was denkst Du?

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  • 18. Juni 2017 um 04:59 Uhr
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    Danke erstmal, Tenzin, dass du die Kritik an manchen Aussagen des DL nachvollziehen kannst. Nein, ich studiere nicht die Tantra des Tibetischen Buddhismus, aber ich habe die religionswissenschaftlichen Grundlagen, um Analogien zu erkennen. Im Gegensatz zum DL habe ich auch praktische Kenntnisse in der Umsetzung anderer tantrischer Traditionen und sehe die Gemeinsamkeiten bis hin zu Details (z.B. Vermeiden des „Verlustes von Samen“). Zu sagen, man könne dann also dennoch nicht verstehen, worum es im tibetischen Tantra geht, wäre so wie zu behaupten, man könne nicht verstehen, worum es im tibetischen Buddhismus geht, weil man selbst im Zen steht. in beiden geht es letztlich ums Erwachen.

    Vielmehr ist also entscheidend, wo man hinwill und steht, wie deine eigenen Zitate belegen (siehe oben „Fußnote 41“): „Innerhalb von ca. 20 Minuten wird dieser Yogi oder Yogini alle Verblendungen und deren Prägungen, sowohl die intellektuell gebildeten als auch die innewohnenden, überwinden und Arhatschaft erlangen.“ Nun wirst du mir das wahrscheinlich gleich absprechen, aber für diese Diskussion ist doch wichtig, dass ich m.E. dort angelangt bin und für mich die Erfahrung einer solchen „Arhatschaft“ reklamiere (ich tue dies allerdings nur ganz selten in Diskussionen, um aufzuzeigen, weshalb meine Meinung klar umrissen ist, ich habe also keine Schüler, keine Robe etc.). Im Sinne des Tantra heißt dies, dass ich die Sache nicht, wie offensichtlich der Autor Powers, theoretisch wiedergebe, sondern aus einer Sicht praktischer Erfahrung sage: Das metaphernreiche, wortlastige und aus medizinischer Sicht teils schädliche Tantra-Training wird nicht halten, was es verspricht, es dient lediglich der schönfärbenden Ausrede für Spirituelle, guten Sex haben zu können, der am Ende vergleichbar ist mit dem, was Nicht-Spirituelle als solchen erleben können. Anders gesagt: Auch ohne Tantra kann man durch sexuelle Vereinigung ggf. erwachen. Dafür sind eben nicht, wie behauptet, dezidierte Schritte, Einweihungen etc. nötig. Ob nun morgen noch einer kommt und ein neues Tantra erfindet, in dem er behauptet, man könne ohne Verlangen oder ohne Samenerguss auf solche Höhen geraten, spielt da keine Rolle, denn das Prinzip an sich ist durchschaut.

    Insofern kann man sicher sein, dass jedes Angebot von einem tantrischen Lehrer, einen dort hinzuführen, zu einer ebensolchen Enttäuschung führen wird wie möglicherweise der Kontakt zu Shimano, um in unseren Beispielen zu bleiben. Auch das schönfärberische Tantra ist also nur ein Trick. Und von daher wäre es wünschenswert, wenn man – zumal es wie gesagt keine lebenden Gegenbeispiele zu geben scheint – die Unmöglichkeit und Verwerflichkeit der Tantra-Lehre erkennt. Oder vielmehr sich das noch herauspickt, was funktioniert (z.B. Zurückhaltung des Orgasmus, um den Sex zeitlich auszudehnen, die beschriebenen Schaukelbewegungen, um sich buchstäblich hochzuschaukeln usw.). Was absurd ist – und dazu muss man nicht die Tantras studiert haben -, ist die Ansicht, es könne einen „Verlust von Samen“ geben, wo es doch die Natur der Fortpflanzung ist, dass sich eine einzige Zelle gegenüber zig anderen durchsetzt, die schlicht absterben. Wer keinen Sex hat, „verliert“ seinen Samen in der Regel auf natürliche Weise in nächtlichen Ergüssen. Hinter dieser tibetisch-tantrischen Idee steckt also die eigentliche Uninformiertheit, oder womöglich auch eine mangelnde Ehrlichkeit von Mönchen darüber, wie Enthaltsame ihren Samen „verlieren“, ob sie wollen oder nicht.

    Deine tibetischen Gelehrten haben m.E. in diesem Punkt recht: Sexuelles Verlangen setzt anhaftendes Begehren voraus. Das ist allerdings nicht der Punkt. Denn das anhaftende Begehren ist als leer durchschaut und hat keinerlei Wirkung über seine Funktion hinaus, d.h. es kann beliebig in den Dienst der Vereinigung gestellt werden und verliert danach seine Wirkkraft. Das anhaftende Begehren wird also wahlweise losgelassen. Statt ein zumindest biologisches Bedürfnis zu ignorieren, lernt man also, nicht daran über seine (sinnvolle) Wirkdauer hinaus anzuhaften. So dürfte das übrigens auch Sasaki praktiziert haben (er hat in den Zen-Bildern von „Gast“ und „Gastgeber“ und dem „thus come“ erklärt, wieso es entscheidend auf die Vereinigung der dunklen und lichten Seite im Menschen ankommt), und darin sehe ich auch den Gleichmut von Shimano begründet: Diejenigen, die dieses Anhaften nicht loslassen, pflegen Archive usf. Die anderen ziehen weiter. Ob man ein Teil dieses Begehrens sein will, ist eine andere Frage, und in diesen Archiven finden sich einige, die das für sich verneinen, und von denen ich als Erwachsene erwarten würde, dass sie dem Gegenüber rechtzeitig Kontra geben. Es ist in dieser Welt möglich, solche Enttäuschungen auf der Gegenseite zu vermeiden,wenn man sich die passenden Sexualpartner sucht, die damit leben können, dass einer zwar begehrt, aber letztlich sein Anhaften keine Chance hat (im Zen steht dafür Ikkyu, der zu Freudenmädchen ging und sich in eine – auf seinem Niveau stehende – Nonne verliebte). Und aus eigener Erfahrung behaupte ich, dass genau dies ein großes Problem von Frauen ist (und auch bei Shimano und Sasaki war), nämlich nicht mit der Unbeständigkeit des Anhaftens leben zu können und sich stattdessen eine permanente (und exklusive) Anhaftung des Gegenübers zu wünschen. Dieses Ungleichgewicht besteht immer dann, wenn der eine loslassen kann und der andere nicht. Im Idealfall würde ein Lehrer, der loslassen kann, also nur mit Frauen Sex haben, die das ebenfalls können. Die Wahrscheinlichkeit, auf solche zu treffen, ist an buddhistischen Übungsstätten m.E. sehr gering.

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    • 18. Juni 2017 um 12:15 Uhr
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      Ganz kurz nur Guido, ich danke Dir. Der Punkt, dass das widersprüchlich ist, ist offensichtlich und ehrlich gesagt, dazu muss man auch nicht die Tantras studiert haben oder mündliche Unterweisungen erhalten haben, um das Sehen zu können.

      Warum habe ich das nicht gesehen, ist die Frage, die ich mir stellen muss. Darüber habe ich nachgedacht. Grund: Ich habe das Zitat einfach als Illustration des vorher gesagten genutzt – es sollte nur bestätigen, dass es ein Missverständnis (oder faule Ausrede) ist, wenn man mehr oder weniger behauptet, Sex mit den Schülern wäre kein Problem, weil das ja Teil des Vajrayana sei. Leider hat die Illustration aber selbst einen Haken (was durchaus nicht unüblich ist, viele Beispiele, die etwas illustrieren sollen haben eine Haken – ist immer wieder ein Thema bei uns im Studium.)
      Die Frage ist natürlich, in wie weit kann man das dann überhaupt zitieren? Gute Frage. Kann ich noch nicht beantworten. Denn es so zu erklären, wie es im Tantra (den Schriften und der Überlieferung verstanden wird) ist sehr technisch und man benötigt relativ viele Fachbegriffe und Worte, man muss Gedanken vorgreifen, damit keine Missverständnisse entstehen…, zudem setzt es ein gewisses Vorverständnis voraus. Ich habe das aber hier in Fußnote 41 versucht knapp darzustellen. Die Fußnote war als Link von Anfang an im Artikel drin, falls jemand nach mehr Hintergrundwissen dazu strebt.)

      Was es für mich auch schwer macht ist – so erlebe / beobachte ich das: Wenn Du einen gültigen Punkt der Kritik hast, nutzt Du den als Sprungbrett um wie wild um Dich zu schießen und alles Gesagte in Grund und Boden zu stampfen – auch die Objekte Deiner Kritik (Menschen). Um den Kritikpunkt selbst, baust Du dann Spekulationen, Annahmen, Irrschlüsse, persönliche Angriffe und schließlich tauchen Elemente des Irrationalen auf. Darauf vernünftig einzugehen und das aufzutröseln ist Arbeit und bedarf Zeit und Geduld, deshalb winke ich dann eher ab und denke innerlich „wieder mal so ein Guido“.

      Deinen letzten Kommentar hier habe ich nicht gelesen – außer den ersten Satz – und dies ist keine Antwort auf diesen Kommentar sondern ein Nachtrag zum Bisherigen oder auch zur Vergangenheit – wir „kennen“ uns ja nun schon eine Weile.

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  • 18. Juni 2017 um 12:34 Uhr
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    Danke, Tenzin, ich werde deine Kritik an meiner wilden Wüterei bedenken, die zugegeben auch oft Menschen trifft..

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  • 18. Juni 2017 um 20:17 Uhr
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    Als Ergänzung zum Diskussionsgegenstand:

    Sprach eben hier mit einem Mönch der in England Grundschullehrer war. In England wurde es in der Vergangenheit so gesehen, dass Sex zwischen Uni-Prof und Schülerin Sache zwischen Erwachsenen ist. Dann wurde das aber geändert (aus Erfahrung & Einsicht in den potenziellen Schaden durch Machtgefälle) und Sex zwischen erwachsenen Lehrern und erwachsenen Schülern an den Unis wurde als »gross misconduct«, grobes Fehlverhalten, eingeordnet, für das man sofort fristlos gekündigt werden kann. Später kam hinzu, dass dies auch juristisch strafbar wurde.

    Dann zu Padmasambhava und Yeshe Tsogyal, die leider leider als Rechtfertigung herhalten müssen, für das was Sogyal Lakar mit einigen seiner (schönen und jungen) Schülerinnen mit Unterstützung von engen Schülerinnen, Rigpa Strukturen sowie Indoktrination (»spezielles Karma« und so) tut.
    Yeshe Tsogyal war eine realisierte Frau mit tantrischen Realisationen, sie war kein Dharma-Newcomer oder Greenhorn. Sie hat sich auch nie danach beschwert und gesagt – was Betroffene des Machtmisbrauchs von Sogyal Lakar tun – er habe ihnen geschadet. Es wäre gut hier deutlicher die Unterschiede zu kennen. Welche von Sogyal Lakars sog. »Dakinis« kann es mit Yeshe Tsogyal aufnehmen oder hat ihre Kräfte und Realisationen erlangt? Wenn diese westlichen Schülerinnen spirituell soweit fortgeschritten sind durch diese »Praxis«, gebe es sicher keinen Anlass von Schaden und Schmerz zu sprechen oder zu schreiben, oder? Welche Anzeichen haben wir, dass, wie in Rigpa gerne als Narrativ behauptet, Sogyal Lakar Padmasambhava sei?

    Als Hintergrund für eine weitere Differenzierung: Freunde und ich habe einen Nyingma Yogi kennengelernt und einen Monat zusammen mit ihm in Berlin gelebt. Er selbst verbrachte 17 Jahre in Retreat in Höhlen in Indien mit zwei Stunden Schlaf und einer Mahlzeit am Tag.
    Er erklärte mir u.a. mit welcher tantrischen Praxis er welche Kräfte erlangt hatte (er hatte u.a. Heilkräfte und Hellsicht – über einen Monat behandelte er kranke Menschen in unserer Wohnung, oft habe ich dabei übersetzt, ich habe das alles mit eigenen Augen gesehen und persönlich erlebt.)
    Nach seinem Retreat, als er also wirklich auf dem Pfad des Tantra weit fortgeschritten war, wurde ihm von Dudjom Rinpoche eine Frau benannt, die eine geeignete tantrische Gefährtin für ihn wäre, eine Dakini. Er lebte mit ihr und einer weiteren Frau (die keine Dakini war) zusammen und gemeinsam hatten sie Kinder.
    Hier sehen wir einen weiteren Unterschied zu Sogyal Lakar, sog. Dakinis werden durch den hauptsächlichen Guru (der die entsprechende Fähigkeit dazu haben muss), reinen Visionen (hier kann man sich aber auch täuschen – Täuschungen oder „Dämonen“ können auch in der Form von Visionen erscheinen) oder Träumen und anderen Zeichen aufgezeigt, die man deuten und hinterfragen / prüfen können muss.
    Der Yogi erzählte mir welche speziellen Kräfte seine Frau, die Dakini, hat – will ich hier jetzt nicht darstellen – aber das heißt, sie hatte selbst tantrische Realisationen. Was aber das Herausstechendste bei seinen Erzählungen über diese Frau war, war der unglaubliche Respekt mit dem er über sie sprach. Er sprach von ihr, über sie, als sei sie sein Guru. Er sah sie wirklich als etwas Heiliges an. Das Machtgefälle – wenn es eins gab – war sozusagen dann eher anders herum.
    Der Yogi beging in Deutschland einige Fehler – auch die möchte ich hier nicht darstellen. Als er zurück kam wusste die eine Frau, die Dakini, davon. Sie schimpfte mit ihm über sein Verhalten und verließ ihn. Er wurde dann plötzlich schwer krank und wäre fast gestorben. Ärzte in einem Krankenhaus konnte ihn aber retten. Nach der Genesung ging er wieder in Retreat.
    Was lehrt diese Geschichte im Kontext unseres Themas? Wie unabhängig und eigenständig, wie frei, selbstbewusst und selbstbestimmt diese spirituelle Gefährtin dieses Nyingma Yogis war. Dies ist ein fundamentaler Unterschied zu den Beziehungen – so wie sie mir bekannt sind – von Sogyal Lakar einigen seiner Schülerinnen (und Schüler) sowie seinen sogenannten »Dakinis«, die er auch anschreien, schlagen, mobben und auf viele Arten erniedrigen soll oder auch mit dem Essen nach ihnen schmeißt, wenn es ihm nicht schmeckt. Es gibt viele Frauen (und einige Männer) die sagen, Sogyal Lakar habe ihnen schwer geschadet. Einige davon sind in Therapie. Dass Frauen geschadet wurde, hat mir gegenüber auch ein nationaler Rigpa Direktor zugegeben. Ein weiterer Unterschied zum Padmasambhva/Yeshe Tsogyal Narrativ, das Aufmerksamkeit verdient.

    Im Übrigen sagte ich zu diesem nationalen Rigpa Direktor darauf hin: Gut, das ist eine Basis für ein Gespräch, wenn Du zugibst, dass Frauen geschadet wurde. Auf dieser Basis können wir diskutieren: Nun, wenn Sogyal Rinpoche wirklich ein Bodhisattva ist, muss es ja unerträglich für ihn sein, fühlenden Wesen Schaden zugefügt zu haben. Was Bodhisattvas in einem solchen Fall tun, ist, sich aufrichtig zu entschuldigen um den Schmerz im anderen zu lindern und Heilung zu ermöglichen. Ist also Sogyal Rinpoche ein Bodhisattva, sollte er sich bei den Frauen, denen er schadete, aufrichtig entschuldigen, um den Schmerz in ihnen zu lindern und Heilung zu ermöglichen. Der nationale Rigpa Direktor sagte darauf nur: Gut, ich werde es ihm sagen.
    (Passiert ist auf der Ebene aber nichts soweit mir bekannt.)

    Ein anderer nationaler Rigpa Direktor gab gegenüber einer Dharma-Freundin von mir zu: Leider, all die Vorwürfe stimmen.

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  • 18. Juni 2017 um 21:11 Uhr
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    Vielleicht wäre es gut, hier noch etwas zur sog. »Verrückten Weisheit« zu sagen. Auch hier lohnt sich die Differenzierung – sowohl Sogyal Rinpoche als auch Ole Nydahl und deren Schüler berufen sich ja darauf (soweit mir bekannt.)

    Ich mache das erst mal nur ganz kurz. Eventuell ergänze ich es später und füge dann noch Links zu Hintergrundinfos oder Aussagen vom Dalai Lama hinzu.

    Prinzipiell, wenn ein Meister hohe Verwirklichungen und geistige Freiheiten erlangt hat und seinen SchülerInnen in seinen/ihren Fähigkeiten, Potenzialen und Begrenzungen wirklich gut versteht/durchschaut, sind diese MeisterInnen in der Lage durch ein schockierendes Verhalten dem Schüler Blockaden aufzuzeigen und diese auch aufzulösen. Hier kann also ein kurzer Schockmoment eintreten (siehe Patrul Rinpoche in »Worte meines vollendeten Lehrers«) aber langfristig entsteht nur Nutzen und eine höhere geistige Freiheit, Realisationen oder Einsichten beim Schüler, auf keinen Fall aber entsteht langfristiger Schaden – und sei es derart, dass man den Dharma aufgibt oder gar kein Vertrauen mehr in qualifizierte buddhistische Lehrer hat, erst echt entsteht kein Trauma, noch sind Therapien nötig.

    In Berlin habe ich mit vielen Schülern Chimey Rigzin Rinpoches gesprochen, der ein solcher Lehrer war – er war selbst ein Philosoph und tantrischer Yogi und galt als hoch realisiert – der Schülern gegenüber Verrückte Weisheit anwandte. Da gab es einige sehr verrückte und auch krasse Stories. Das einende Element ALL dieser Geschichten OHNE AUSNAHME war: am Ende hatte der Schüler immer einen befreienden Lerneffekt, da blieb kein Schmerz, keine Verletzung und kein Schaden oder Verwirrung zurück.

    In Italien habe ich einen solchen Lehrer, der »Verrückte Weisheit« anwandte kennen gelernt – einen hoch realisierter Gelug Geshe. Er hat mich sofort durchschaut und in der nächsten Unterweisungen genau meine Themen angesprochen. Ich habe dann mit vielen seiner Schülerinnen gesprochen, er hat jeden anders behandelt: zu manchen war er grob und rauh, zurückweisend (weil sie voller Stolz waren und sich nur aufplusterten), andere, eine Nonne, die als Kind nie Zuwendung erfahren hatte konnte ihren Kopf in seinen Schoß legen und er streichelte ihren Kopf für eine Stunde (wieder und wieder, er war die Mutter für sie), einen arroganten Übersetzer jagte er über das Gelände und versuchte ihn mit seiner Mala (Gebetskette) zu vermöbeln (er lachte dabei) – x Stories – aber auch hier, das einende Element all dieser Stories: ALLE SCHÜLER OHNE AUSNAHME berichten nur davon, das es ihnen geholfen hat, dass es ihnen die Augen geöffnet hat. KEIN EINZIGER hat von irgendeinem Schaden oder Schmerz berichtet. Nach dem Tod dieses Lehrers, der mehrere Jahrzehnte in Italien lehrte, sagte Lama Zopa Rinpoche: Besonders bemerkenswert finde ich: über all die Jahre gab es nie eine einzige Beschwerde über diesen Lehrer.

    Das ist nach meiner Untersuchung / Verständnis ein großer Unterschied zu dem was bei Rigpa oder Nydahl als Verrückte Weisheit verkauft wird, wo es als Rechtfertigung für Handlungen zu dienen scheint, die anderen geschadet haben oder für Handlungen, die einem Mangel an Selbstbeherrschung (und den Geistesgiften) zu entspringen scheinen.

    Wer behauptet Verrückte Weisheit zu praktizieren, dann aber Schülern langfristigen Schaden und Schmerzen zufügt, missbraucht hier ein Konzept und dreht es ins Absurde.
    Viel wahrer ist, wer anderen mit dem eigenen Verhalten schadet (vor allem langfristig), der hat NICHT aus Weisheit in die Kapazitäten der Schüler und die eigenen Kapazitäten gehandelt sondern aus Unkenntnis, Unwissenheit, Mangel an Unterscheidungsvermögen. Es ist also dann nicht Verrückte Weisheit sondern Schädigende Dummheit.
    Und, leider, wahrscheinlich entspringt solches Verhalten auch anderern Geistesgifte wie Stolz, Mangel an Selbstkontrolle (Mangel an Ethik), Wut über einen Mangel an Bewunderung, oder sogar Böswilligkeit, eine sadistische Freude am Leid des anderen.

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  • 20. Juni 2017 um 05:25 Uhr
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    Hallo Tenzin, dachte zuerst mein Kommentar sei nicht durchgekommen. Habe ihn erweitert und auf meinem Blog nochmal gepostet.

    Ich habe den Eindruck, obwohl ich das nicht mehr im Detail verfolge, dass ein bisschen eine kritischere Sichtweise auf den Buddhismus heute entsteht. Die Reportage im Deutschlandfund mag ein Zeichen dafür sein.

    Zur Diskussion hier möchte ich sagen, dass ich es etwas unglücklich finde, zwischen echten und falschen Heiligengeschichten zu unterscheiden. Am Ende interpretiert dann doch wieder jeder wie er will und wie es ihm oder ihr ins Weltbild passt. Wenn dann auch noch ein Heiliger wie Guido Keller dazu kommt, der sich selber ernsthaft die Arhatschaft zuschreibt, befinden wir uns gefährlich nahe an den Strukturen, die es möglich machen, dass Menschen anderen Menschen übernatürliche Kräfte (Erleuchtung) zuschreiben und beginnen, ihnen bedingungslos zu folgen.

    Zu meinem Spezi Guido nur folgendes: Guido Keller hat immer wieder in den Diskussionen um Missbrauch, die Taten verharmlost, sie zerredet, immer wieder den Kritikern unlautere Motive unterstellt und den Opfern wiederholt psychische Schwierigkeiten und bewusste Suche nach sexuellen Abenteuern mit den Tätern unterstellt. Ich sage dazu nur noch soviel: Wer in solcher Verallgemeinerung argumentiert und vor allem auch das Letztgenannte permanent wiederholt, wie auch im jüngsten Beitrag auf dem Assoblog, argumentiert genau so, wie wir es nur zu gut von den Sexisten und Vergewaltigern kennen. Der Vorwurf an die vergewaltigte Frau heisst, du hast es doch gewollt, gibs doch zu, warum ziehst du dich denn dann so sexi an, usw. Strukturell bestehen zwischen den Argumentationsformen eines Guido Keller in dieser Hinsicht keine Unterschiede zu denen die man in einer „Rape Culture“ nur zu gut kennt. Nehmen wir nun noch hinzu, dass so einer für sich in nun Anspruch nimmt ein Arhat zu sein, muss man tendenziell davon ausgehen, dass man in die Reihe Eido Shimano, Genpo D. usw. am besten gleich noch Guido Keller einfügt.

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    • 20. Juni 2017 um 05:54 Uhr
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      Danke. Ich kannte diese Details zu Guido nicht und seinen Blog verfolge ich auch nicht. Nur was ich mal dort las – lange her – und vor kurzem aufschnappte (einen Paragraph über mich selbst) hat mich „nicht überzeugt“, um es freundlich zu sagen.

      Sollte er sich tatsächlich als Arhat sehen, kann ich darüber nur herzhaft lachen oder ernsthaft besorgt sein. Das Ausmaß an Geistesgiften – von denen ich auch nicht frei bin – dass sich mir manifest im Schreiben oder Sprechen manifestiert (wir sprachen 2006 beim Dalai Lama Event in Frankfurt kurz miteinander) spricht aus meiner Sicht und Erfahrung einfach dagegen.

      Mir sind die von dir benannten Rechtfertigungsversuchversuche von ihm nicht bekannt, wohl aber von Sexualstraftätern oder Relativierern, die keine Einsicht in die Fehlerhaftigkeit ihres Handeln oder das Handeln der Täter und die zugrunde liegenden Dynamiken, Projektionen und Verblendungen haben.

      Ich hoffe es stimmt was du hier schreibst, denn Du nennst ihn mit vollem Namen während du im letzten Kommentar lediglich Initialen verwendet hast. Kann sein, dass ich aus juristischen Gründen später den Klarmann entfernen muss, ich will mir hier keine juristische Streitigkeiten einhandeln. Auch will ich hier in der Kommentarsektion keinen Nebenschauplatz GK haben, wobei aber klare Zurückweisung der Versuche Täter und ihre Taten durch Schuldzuweisungen an die Betroffenen – a la sie/er wollte es so – zu relativieren immer willkommen, ja unbedingt notwendig sind.

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    • 20. Juni 2017 um 06:02 Uhr
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      PS Dein erster Kommentar landete tatsächlich im Spam Ordner. Der zweite nicht. Da sie inhaltlich deckungsgleich waren, gab ich den zweiten Versuch dann frei.

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    • 20. Juni 2017 um 06:31 Uhr
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      Noch ein PS. Mir war bei meinen Kommentaren bewusst, dass sie nicht den Geist / Ansatz von denen treffen, die „Heiligengeschichten“ ganz ablehnen und für Verklärung, unrealistisch etc halten.

      Ich argumentiere in diesen Kommentaren innerhalb der inneren Logik/Konzepte/Verständnis des tibetischen Buddhismus, verbunden mit dem, was ich für mich als wahr, im Sinne der Schriften / des Dharma oder guter Begründungen, eigener Beobachtung und Erfahrung sowie logisch schlüssig erachte.

      Für jemand, der das alles eh ablehnt mag das alles der „Aufklärung“ hinderlich sein. Ich sehe dagegen die Gefahr, das Kind mit den Bad auszuschütten und niemanden zu erreichen mit gute Argumenten – außer die, die das eh alles als „lächerlich“ etc ablehnen.

      Mir war klar, dass allein das Benennen einer Person, die Hellsicht oder Heilkräfte haben soll, für Skeptiker eine harte Pille ist. Für mich ist es ein Fakt – für andere die das Firsthand erlebten ebenso. Allerdings habe ich ihn nicht zum fehlerfreien Heiligen verklärt.

      Mein Ansatz zielt darauf innerhalb dieses Denksystems zu differenzieren. Die Tage werde ich noch was zu den Beispielen Tilopa/Naropa, Marpa/Milarepa, Gampopa schreiben, Beispiele die häufig missbraucht werden von missbräuchlichen Lehrern und in Gruppen mit destruktiven Strukturen. Man kann Hagiographien ganz ablehnen, oder man nimmt sie als Inspiration ein Narrativ in Bezug auf die Relevanz für die Praxis zu verstehen. Man kann mE sehr viel auch von und durch Hagiographien für die Praxis lernen. Mehr dazu vielleicht die Tage.

      Ich schreibe das auf Handy, Rechtschreibfehler etc. Bitte ich zu entschuldigen.

      Antworten
  • 20. Juni 2017 um 07:14 Uhr
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    Hallo Tenzin,

    um das klazustellen: Guidoe Keller ist natürlich kein Vergwaltiger oder Sexist wie die anderen genannten. Seine Argumentationsstrukturen laufen allerdings parallel zu denjenigen die Sexismus und Vergwaltigung realtivieren und verharmlosen. Das ist belegbar. Man könnte dazu viel sagen und es ist schon viel dazu gesagt worden. Um es zu wiederholen, wer, wie Keller, Opfern von Sexisten pauschal unterstellt, sie trügen Mitschuld, gehört zu denjeingen Mitgliedern einer Gesellschaft, die nicht sehen wollen oder können, wie vor allem Frauen und Kinder zu Freiwild werden für Männer, die ihre Triebe nicht unter Kontrolle haben. Um es mal so zu sagen: Nagarjuna (nach Gasrfield) verneint die Existenz von Ursachen im Sinne von eigenständigen Entitäten. Stattdessen spricht er von Bedingungen im Sinne komplexer Strukturen, von denen wir lediglich Regelmässigkeiten wahrnehmen können. Für Frauen in unserer Gesellschaft bedeuten die Bedingungen unter denen sie existieren immer noch, dass sie vielfälltigen Nachteile gegenüber Männern ausgesetzt sind. Die Bedingungen für Frauen sind immernoch so, dass sie sich häufig nicht so frei und ungezwungen bewegen können wie Männer. Man muss das en detail in Betracht ziehen, anstatt verallgemeinernd Frauen Sachen zu unterstellen wie, komm Mädchen, du es es doch auch gewollt – letzteres tut Keller, nicht mit diesen Worten aber in diesem Sinne.

    Zum Arhat Guido Keller, weiter oben, Kommentar 18. Juni 2017 um 04:59: „[F]ür diese Diskussion ist doch wichtig, dass ich […] für mich die Erfahrung einer solchen „Arhatschaft“ reklamiere.“ Die Kombination Arhat Keller plus Relativierung von Strukturen einer Rape Culture, die machen den Mann endgültig Persona non grata.

    Zum Thema „Heiligengeschichten“. Ich lehne diese nicht pauschal ab. Ich würde versuchen sie unter einem Blickwicnkel zu sehen, den man in der moderen Anthropologie Multiperspektivität nennt. Dies bedeutet, diese Erfahrung nicht nur anzuerkennen, sondern auch den eigene Standpunkt zu relativieren bzw. als Beobachter sich als Teil des Beobachteten zu sehen und nicht etwa als unabhängigen Beobachter – das wäre wieder Hybris, eurozentrisch, kollonialisisch. Allerdings fürht das hier zu weit.

    Beste Grüsse und weiterhin viel Power für deine Aufklärung

    Antworten
    • 20. Juni 2017 um 08:49 Uhr
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      Hallo UnBuddhist,
      danke für Deine Antwort (und guten Wünsche).

      [F]ür diese Diskussion ist doch wichtig, dass ich […] für mich die Erfahrung einer solchen „Arhatschaft“ reklamiere.

      Hatte ich nicht gelesen – las bisher nur die erste Zeile des Kommentars und überflog ganz grob den Grundinhalt bevor ich den Kommentar bestätigte.

      Nun, ich habe nicht die Autorität zu sagen, wer ein Arhat ist oder nicht. In jedem Fall ist ein Arhat frei von Geistesgiften obzwar er (siehe Stories über Arhats) durchaus merkwürdige Verhaltensweisen aufweisen kann. Wenn ich diese Reklamation oder Selbst-Proklamation von GK als Arhat zurückweise, stütze ich mich auf Schlussfolgerungen von von mir wahrgenommenem körperlichen und sprachlichem Verhalten und dessen scheinbar treibenden Kräfte sowie dem Inhalt (zB vom Wirklichkeitshalt) von gemachten Aussagen. Auch stütze ich mich auf Menschen, denen ich begegnet bin, die ein hohes Maß ein geistiger Freiheit erlangt haben und über Jahre hinweg stabiles und konsistentes heilsames Verhalten in Körper und Rede gezeigt haben, dass rückschließen lässt, dass sie Geistesgifte (Kleshas) zumindest stark reduziert haben. Theoretisch würde ich zustimmen, dass zB dieser Geshe in Italien ein Arhat hat sein können auch wenn ich es nicht mit Sicherheit sagen kann, aber sein Verhalten von Körper und Rede – selbst im Todesprozess – war jenseits des Gewöhnlichen und doch geerdet (also nicht Heiligenschein aufgesetzt und rumgestrahlt) … Ajahn Chah und Ajahn Mun gelten in Thailand als Arhats und das ist auch von gut geschulten Meditierenden unumstritten anerkannt. Hinter solchen Behauptungen stehen dann zumindest geistig gut geschulte Menschen, die selbst bestimmte Einsichten oder Freiheiten erlangt haben und solchen Behauptungen eine gewisse Glaubwürdigkeit verleihen.

      Wäre die Frage, wer GK’s Selbst-Proklamation als Arhat unterstützt und wie sein Verhalten von Körper und Rede, diesen geistigen Frieden und die völlige Freiheit von Geistesgiften reflektiert. Letzteres kann ich nicht sehen, daher meine Aussage, da kann ich „nur herzhaft lachen oder ernsthaft besorgt sein“. Theoretisch ist es aber auch möglich, dass ich mich täusche. Die Wahrscheinlichkeit halte ich im Moment – momentaner Wissensstand und Analyse – aber für gering. Auch der sich selbst verkündende Arhat kann einer Täuschung aufsitzen. Schon zur Zeit des Buddhas glaubten einige Arhatschaft erlangt zu haben, ohne dass dies der Fall gewesen wäre.

      Ein anderer Zusammenhang ist, die eigene behauptete Arhatschaft (ob sie nun stimmt oder nicht) als Argument zu nutzen, dass eine eigene Aussage / eigene Aussagen gültig wäre(n). Auch Arhats haben sich geirrt. Dieses Argument ist also keine gute Idee oder überzeugend / schlüssig. „No pervasion“ würde man in der Debatte dieses Argument zurückweisen, „keine Durchdringung“.

      Antworten
      • 20. Juni 2017 um 12:22 Uhr
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        Noch ein Nachtrag zu einer Quelle zum Prüfen von Personen…
        Dummerweise finde ich das Zitat / Textstelle nicht mehr. Aber es gibt mindestens eine Aussage im Pali Kanon, wo der Buddha explizit aufzeigt, wie man eine Person prüft.

        Kann man den Geist anderer (ihre Realisationen, Fehler / Qualitäten / Art zu Denken) nicht direkt erkennen (lesen), soll man ihr körperliches und sprachliches Verhalten gut prüfen. Man soll sorgfältig prüfen ob es gut gezügelt, heilsam ist usw. Anhand dessen kann man auf den Zustand oder die Freiheit des Geistes der Person rückschließen.

        Es ist also nicht so, dass auch wenn man nicht direkt erkennen kann welche geistige Stufe jemand erreicht hat, dass man nicht zumindest durch sorgfältige Prüfung gültige Schlussfolgerungen ziehen kann.

        Falls jemand die Stelle kennt, bitte posted es hier.

  • 20. Juni 2017 um 18:49 Uhr
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    Oje, da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Ich nummeriere mal durch, damit es ein bisschen übersichtlicher bleibt.

    1) Ich hatte vergeblich gehofft, wenn ich eine Weile schweige, würde der Unbuddhist, also Matthias Steingass (da er ja gern die Namen nennt), gegen deine, Tenzins, seltsame Heiligengeschichten wettern, aber das passt ihm glaube ich strategisch gerade schlecht in den Plan. Eine Nonne legt also den Kopf in den Schoß des Meisters, er jagt den arroganten Übersetzer durch den Hof (das könnte ich sein) usw. Lieber Tenzin, ich hab mal einem Zenmeister so eine gelangt, dass er fast von seinem (etwas) hohen Sitz flog. Ich verrate hier nicht, wie hilfreich das war. Aber eins muss man verstehen: Du bist oft wenig konkret, willst etwas nicht sagen, und am Ende schreibst du von ganz normalen Menschen, offenbar hat der eine seine Freundin, die Daikini, betrogen, und sie hat ihn dafür verlassen (konnte ihn also nicht mit anderen teilen). So lese ich das. Ich lese da also, im Gegensatz zu dir oder manch anderen Lesern, die einen Hang zu Übersinnlichem haben, nix an tollen Fähigkeiten in diese Leute hinein, aber vielleicht liegt das daran, dass ich nach meiner enthaltsamen Zeit auf dem Zen-Weg in die Vollen ging und mich nicht mehr so leicht verblüffen lasse. Schade, dass einer wieder ins Retreat muss wegen so was, und bei seinen ersten 14 Jahren warst du auch nicht dabei, und seine Heilkräfte hat er nie wissenschaftlichen Tests unterziehen lassen, nicht wahr? Herrjeh, ich frage mich wirklich, was du da studierst.

    Bei all denen, von denen du meinst, Tenzin, das sie niemandem mit ihrer verrückten Weisheit geschadet hätten, ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis einer das Gegenteil sagt. Von Chögyam Trungpa ist mindestens ein grotesker Zwischenfalll berichtet, und ich lege selbst bei den Zenlehrern, von denen ich selbst viel mitnahm und die bisher als relativ (sex)skandalfrei gelten, nicht die Hand für ins Feuer, dass das nur Zufall ist. Solche Illusionen schenke ich mir.

    2) Die Reaktionen darauf, dass man sich positioniert als jemand, der kensho, satori (oder hier, der Einfachheit halber: arhatschaft) habe, ist immer gleich. Ich verstehe das so wie im Zen: Es ist eine tiefe Einsicht, die das Leben verändert, manche würden es Erwachen oder Erleuchtung nennen (und darum fasse ich mal „arhatschaft“ darunter). Matthias Steingass könnte, wenn er meinen Blog und meine Beiträge wirklich lesen würde, wissen, dass nicht ich behaupte, dies ginge mit Fehlerfreiheit oder moralischer Sauberkeit einher, sondern er. Ich hingegen habe immer das Gegenteil gesagt, er bekommt das aber offenbar nicht auf die Reihe, ich habe also die Kritik an dieser Illusion gleich mitgeliefert, und diese Kritik ist meiner erwachten Einsicht geschuldet (und nicht nur meiner, das Gleiche findet sich schon von Wuzu bis Kodo Sawaki in etlichen Texten von mehr oder weniger anerkannten „Meistern“). Ich behaupte, dass nach dem Erwachen eine Praxis der Bestätigung dieses Erwachens beginnt, und die ist NICHT mit der Sicht der Nicht-Erwachten identisch, und dazu zähle ich – auch wenn das nun arrogant klingt – Matthias und dich, Tenzin. Im Zen hat aktuell vor allem Sekkei Harada darauf hingewiesen, wie entscheidend es ist, von welcher Warte aus man Buddhismus diskutiert, von der des noch nicht Erwachten oder von der eines – sagen wir es vorsichtig – Einsichtigeren (und NICHT: von der eines „Saubermannes“).

    Warum ist es wichtig, das zu verstehen? Weil ich denke, dass ihr notgedrungen euch nur auf die Kriterien verlassen werdet, die ihr eben so vom Lesen her kennt, oder die ihr auf eure eigenen anerkannten Heiligen projiziert, also irgendeine bestimmte Art zu reden z.B. Im Zen wurde z.B,. noch keinem das Erwachen abgesprochen, weil er ein Schlappmaul hatte. Wir leben mit den Geistesgiften, wir ignorieren sie nicht, wir sind uns ihrer bewusst, aber wir unterliegen nicht der Illusion, davon frei sein zu können. Die Frage ist, wie gut wir von ihnen lassen können, und nicht, ob uns nie wieder irgendein böser Gedanke durch den Kopf fährt. Insofern ist Zen die realistischste Art des Dharma, die ich kenne. Es ist in diesem Zustand auch unbedeutend, wer einem da was absprechen will oder nicht. Ich habe es mal anders formuliert, nämlich damals in 2006, wo ich gefragt worden war, ob ich im Rahmen der DBU-Visite beim Dalai Lama dabei sein wolle. Als man mir erklärte, wie er anzusprechen sei („Seine Heiligkeit“), musste ich lachen und meinte: „Nee, nur auf gleicher Augenhöhe.“ (Ich weiß, IHM wäre es wohl gleich gewesen:) Ich empfange Menschen so und ich begegne Menschen so, auf Augenhöhe und den Platz bei diesem Kurzbesuch hab ich gern einem anderen freigemacht.Niemand soll mich als Arhat sehen, aber ich rede mit dir nicht als (wäre ich ein) Student des Buddhismus, sondern als einer, der satori erlebt hat und dazu steht, auch wenn im Allgemeinen damit nicht hausieren gegangen wird (was bei mir nicht der Fall ist, da ich keine Schüler habe oder will).

    Natürlich kann ich mich irren. Es ist nur wichtig zu kapieren, dass ich mit der gleichen Autorität VON MIR AUS spreche wie der Dalai Lama, dein genannter Geshe oder ein Roshi im Zen von sich aus (mit dem Unterschied, dass einige, wie der DL, es abzulehnen scheinen, für sich ein Erwachen zu reklamieren – aber wie du weißt, halte ich ihn auch nicht für erwacht). Deine tibetischen Kriterien gelten im Zen nicht viel, meine Zen-Kriterien wohl im tibetischen Buddhismus nichts. Und was Matthias angeht, der hatte in seinem Blog gefordert, doch mal konkret zu sagen, wie das denn aussähe, wenn man tiefere Einsichten im Leben umsetzt, und ich habe einige Beispiele gebracht, und das gefiel ihm dann halt auch wieder nicht.Was als verrückte Heiligkeit durchgeht, ist letztlich subjektive Geschmackssache. Selbst mir würde es aber nicht einfallen, eine Nonne dadurch zu trösten, dass ich sie ihren Kopf in meinen Schoß legen lasse.

    Merkt ihr da eigentlich was? Dass ihr genau den Illusionen von Erwachten aufsitzt, die ihr hier bei anderen bekämpfen wollt? Das ist im Grunde ganz lustig mit anzusehen …

    3) Nochmal zur Einnerung: Ich habe selbst gegen einen mutmaßlichen Missbraucher im Buddhismus ein Strafverfahren angeregt und diesen Fall ganz ausführlich begleitet in meinem Blog. Über Shimanos Vergehen hab ich wohl sogar noch vor dem Unbuddhisten berichtet. Allerdings halte ich seine Analyse des Shimano-Archivs für fehlerhaft, und das habe ich ausführlich begründet. Matthias Steingass will das nun irgendwie auf kernige Formeln bringen, weil er eben gerne ad personam schreibt. ich verweise einfach auf meinen Blog. Das Problem fängt damit an, dass er – wie sein jüngster Beitrag wiederum in seinem Blog noch einmal unterstreicht – völlig unsauber mit Worten argumentiert, obwohl er selbst sehr wortreich eine Buddhismuskritik einführen wollte, mit allerhand Definitionen. So schreibt er oben von „Missbrauch“ und „Vergewaltigung“ und von meiner angeblichen Verharmlosung. Ich aber sage, dass Shimano z.B. nicht des Missbrauchs und der Vergewaltigung angezeigt oder verurteilt wurde, denn das sind strafrechtliche Termini. Reden wir von Shimanos unethischen Übergriffen, so habe ich in einigen Fällen, die das Archiv hergab, eindeutig zugestimmt. Es gibt auch keine „Schuldzuweisungen“, sondern die Zuweisung der „Mitverantwortung“: Wer als Erwachsener zu einem Lehrer geht, ist dafür mit verantwortlich, was er dort mit sich anstellen lässt. In einigen Fällen (siehe Shimanos Dharma-Nachfolgerin) stellte sich z.B. heraus, dass sie gewollt eine Liebesbeziehung zum Meister eingegangen war (und diese verheimlichte). Was Matthias Steingass macht, ist der Versuch, von ihm als unethisch definiertes Verhalten mit strafrechtlich relevanten Begriffen zu versehen, und da spiele ich nicht mit, das ist Dämonisieren und auf dem Niveau von Boulevardjournalismus. Ich finde es auch nicht zweckdienlich, den Begriff „Missbrauch“ inflationär zu benutzen. Diese Strategie hat Matthias Steingass leider auch schon auf mich in Foren angewendet, z.B. mit dem Vorwurf der Homophobie, den ich dann – im Gegensatz zu ihm, der eigentlich nicht viel über sich preisgeben will – mit konterkarierenden Details aus meinem Privatleben aushebelte. Das ist eine Unart, immer wieder vom eigentlichen Topic auf User, die hier mitschreiben, abzuschwenken. Und dann ist irgendwie eine Replik gefordert. Ich hoffe zumindest, dass meine Kriterien nicht so oberflächlich erscheinen, wie Matthias sie gerne darstellt.

    4) Abschließend zur Frage, ob hier was von Matthias Kommentaren gelöscht werden sollte – ich bin in diesem Fall der Meinung, es sollte zusammen mit diesen Erklärungen stehen bleiben, damit sich die Leser selbst ein Bild von der jeweiligen geistigen Besessenheit der Diskutanten machen können. Außerdem ist es ganz gut, wenn Matthias endlich kapiert, dass es tatsächlich so ist: Zwischen mir, Eido Shimano, Genpo Döring und Matthias Steingass gibt es auf der tieferen Ebene keinen Unterschied, wir alle sind von unserem Wesen vergänglich und leer, wir alle sind fehlerhaft und versagen zuweilen, wir alle scheitern hier und da. Und die Unterschiede auf der phänomenalen Ebene zeigen sich vor allem in konkreten Taten und lassen sich kaum im Internet über hobbypsychologische Ferndiagnosen eruieren.

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  • 20. Juni 2017 um 19:02 Uhr
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    P.S. Auch von mir noch ein Nachtrag: Matthias Steingass bringt die Gleichung Shimano = Vergewaltiger seit längerer Zeit zumindest zwischen den Zeilen immer wieder an. Die Tatsache, dass Shimano schon in den USA nichts gegen die Schmutzkampagne unternommen hat, obwohl das rechtlich möglich wäre (schließlich gibt es meines Wissens weder Strafanträge noch Urteile gegen ihn in diesen Geschichten, was den Fall eben auch anders macht als den von Genpo), könnte man auch – wenn man schon auf die paramita hinweist – auf Shimanos Gleichmut zurückführen. Auch hier lohnt sich ein un-einseitiger Blick (der nicht nur auf sila schielt), denn es gehört schon was dazu, diesen ganzen Krempel über sich ergehen zu lassen. Wenn Matthias schon, wie ich annehme, die Bücher von Eido nicht gelesen hat, könnte er in dieser Hinsicht tatsächlich von ihm noch was lernen.

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    • 20. Juni 2017 um 20:25 Uhr
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      Nur nebenbei gesagt: Eido Shimano Gleichmut zuzuschreiben ist angesichts der zahlreichen Augenzeugenberichten im Archiv völlig absurd. Ich würde eher von einem aggressiven, paranoiden Narzissten sprechen.

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      • 20. Juni 2017 um 21:38 Uhr
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        Das Nicht-Vorhandensein von Strafanträgen und oder juristischen Prozessen heißt ja nicht, dass es Machtmissbrauch, sexuelle Ausbeutung usw. nicht gegeben hat. Es gibt juristische Grauzonen, was für psychologische Psychotherapeuten oder Uni Profs juristisch oder vom Arbeitsrecht strafbar ist (Sex mit ihren erwachsenen Klienten oder erwachsenen Schülern zu haben), ist nicht zwangsläufig für religiöse oder spirituelle Lehrer juristisch oder vom Arbeitsrecht her strafbar. Diese Nicht-Strafbarkeit sagte jedoch nichts darüber aus, ob es ethisch ok, heilsam oder unheilsam ist. Buddha fordert uns ja im Kalama Sutra auf, selbst gut zu prüfen ob etwas zum Heilsamen oder Unheilsamen führt. Die Fähigkeit hier unterscheiden zu können ist Teil buddhistischer Praxis.

        Das Ausbleiben juristischer Verfahren ist zudem kein Indiz, dass Vorwürfe nicht stimmen. So wie ein Verfahren kein Beweis ist, dass Vorwürfe stimmen – mitunter nicht mal Frei- oder Schuldsprüche sind es zweifelsfrei, denn hier kommen ja noch die Klarheit und Verblendungen etc von Staatsanwaltschaften und Juristen hinzu, die Opfer ihrer eigenen Projektionen oder Tunnelblicks werden können etc etc

        Die Zurückhaltung eines Beschuldigten geben solche Vorwürfe vorzugehen muss kein Zeichen von Gleichmut sein, denn ein Verfahren könnte genau das Licht auf die Taten werfen, das der Machtmissbrauchende partout nicht haben möchte.

        Es gibt in der Tat auch Fälle falscher Anschuldigungen! Von daher ist Vorsicht und Sorgfalt geboten.

        Generell kann man aber sagen, wenn Vorwürfe sich wiederholen, die Berichte bestimmte wiederkehrende Muster oder Strukturen aufzeigen und es mehrere Betroffene gibt, die ähnliches berichten und deren Berichte sind glaubwürdig, in sich konsistent und decken sich wieder in bestimmten zentralen Punkten mit den Berichten anderer Betroffener, weisen wieder bestimmte strukturelle Muster auf, die aus anderen Berichten bekannt ist etc., dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es den Machtmissbrauch etc. gibt entsprechend wahrscheinlicher.

        Bei Rigpa ist es ja auch ein beliebtes Argument zu sagen, wenn es stimmen würde, könnte man ja Anzeige erstatten und dann müsste es entsprechende Verfahren geben, nur juristisch – vor allem wenn es um sexuelle Ausbeutung / Manipulation / Missbrauch / Vertrauensmissbrauch / Indoktrination von Erwachsenen geht, ist das alles juristisch sehr sehr schwer aufzuarbeiten. Nehmen wir einen Fall – wie in einer Email mir gegenüber berichtet: SR habe über fünf Jahre Sex mit der Frau einer seiner langjährigen Schüler gehabt. Er soll ihr ein Versprechen abgenommen haben, es nicht ihrem Mann zu erzählen, der es nach fünf Jahren dann schließlich herausbekam, was ihn zutiefst traf. Wie willst Du das juristisch – außer durch Scheidung – aufarbeiten? Ist es deshalb ethisch korrekt, weil er nicht verurteilt wird?

        Dann, selbst wenn es um einen Minderjährigen geht – wie im Falle Thich Thien Son – und x Zeugen bereit sind auszusagen, dass zB der Täter vor Zeugen zugegeben hat, dass der Missbrauch stattfand und diese Zeugen aussagebereit sind und zudem noch ein Tonbandmitschnitt des Geständnisses des Täters der StA FFM vorgelegt wurde, wurde ja der Fall – den ich klarer nicht finden konnte – von der StA FFM eingestellt wegen „Mangels an Beweisen“. Selbst 5 eidesstattliche Versicherungen über-18-jähriger über die Manipulationen und sexuellen Missbrauch an ihnen (lassen entsprechende Muster und Rückschlüsse auf das Setting zu), noch die Aussagen des Betroffenen haben geholfen (die die vernehmende Polizistin – nach 4 Stunden Zeugenvernehmung – sprach danach von „schwerem sexuellen Missbrauch“) … all das hat keine juristische Aufarbeitung gebracht.

        Wie schwer es selbst bei Minderjährigen ist und wie sehr Staatsanwaltschaften versagen können zeigt auch dieser Fall:
        http://www.spiegel.de/panorama/justiz/darmstadt-lehrer-missbraucht-schueler-der-perfide-herr-b-a-1113511.html

        Wie schwer es ist selbst bei Vergewaltigung Erwachsener ist einen Täter juristisch dingfest zu machen, zeigt dieser Fall: http://www.dailymail.co.uk/news/article-1297818/Rapist-guru-Michael-Lyons-cast-spell-hundreds-terrified-young-women.html

        Zurück zu Rigpa. Dort verklärt man das Schweigen auch zu einer Dharmapraxis – zu authentischer Liebe und Mitgefühl. In einer Stellungnahme wird behauptet, das Schweigen wäre Teil der Tonglen Praxis, wo man anderen den Sieg gibt und selbst die Niederlage akzeptiert. Das sei für Westler sicher sehr schwer verständlich. Was dann aber der Rest des Schreibens offenbart ist genau das Gegenteil der Tonglen Praxis, Sogyal Lakar nimmt den Sieg – er ist der heilige Mitfühlende, aufrichtig Praktizierende – und die Autorin Marion Dapsance eine von China gesteuerte oder beeinflusste furchtbare Marionette. Er der Gute, sie die Böse – was hat das mit Tonglen oder Liebe und Mitgefühl zu tun? Es ist die Umkehrung der Tonglen Praxis: Selbst den Sieg nehmen, anderen die Niederlage anbieten. Aber lest selbst, ob Euch die Argumentation überzeugt: http://wp.me/a1fNja-jM

        In dem Sinne, auf keinen Fall ist es einfach Klarheit in solchen Fällen zu gewinnen. Die größten Hindernisse sind wahrscheinlich Mangel an Detailwissen, Mangel an Offenheit, Geduld und Zeit zuzuhören und sich der Komplexität der Sache zu nähern, eigene Ängste vor der „Wahrheit“ (kann in beide Richtungen gehen: Angst davor, dass die Anschuldigungen wahr sind oder Angst davor zu erkennen, dass sie nicht wahr sind) und Mangel an gutem Unterscheidungsvermögen, Mangel an Grundwissen oder Einfühlungsvermögen für Gruppendynamiken/Machtstrukturen und Common Sense – dem gesunden Menschenverstand.

        Letztlich muss jeder selbst seine Schlüsse ziehen und auf der Basis verantwortlich und ethisch korrekt handeln. Mehr ist sicher nicht möglich.

        Ich denke, auch offen zu sein sich irren zu können, offen zu sein, Fehler zu begehen, begangen zu haben, diese zugeben zu können – wenn man später „eines besseren belehrt“ wird – und sich zu korrigieren, entschuldigen sowie sich und die eigene Wahrnehmung immer und immer wieder kritisch zu hinterfragen, sind hilfreich für Erkenntnis und Klarheit und ein gutes Urteilsvermögen in diesen Dingen.

  • 21. Juni 2017 um 12:25 Uhr
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    Lieber Guido, wärst du nicht eine marginale Figur im deutschen Buddhismus, hätte ich mir schon längst die Mühe gemacht im Detail nachzuweisen, dass du Teil des Problems bist. Du beweist es hier und jetzt. Daher, nachdem was dazu hier schon gesagt wurde, noch zwei Anmerkungen.

    Shimano und Gleichmut. Zum einen, wie angemerkt, stimmt es nicht. Zum anderen ist das eine typische Schutzbehauptung. Sie ist Teil deiner ‚Argumentation‘, die Shimano als ausserordentliche Persönlichkeit darstellen soll und die dadurch sein Verhalten in einem günstigeren Licht erscheinen lassen soll.

    Strafbarkeit oder Straffreiheit. Heuer jährt sich zum zwanzigsten Mal, dass Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland zum Verbrechen erklärt wurde. Nach deiner ‚Argumentation‘ war Vergewaltigung in der Ehe vor 1997 ok. Anderes Beispiel, aber umgekehrt. Nur wenig länger ist es her, dass sexuelle Handlungen unter Männern für nicht mehr strafbar erklärt wurden. Merkst du was?

    Bitte verstehe das nicht als Einladung für weitere Diskussionen.

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  • 21. Juni 2017 um 13:13 Uhr
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    Nein, Shimano ist KEINE „außerordentliche Persönlichkeit“, Diese rhetorische Floskel stammt von dir, das ist dein alter angestaubter Trick, dem anderen Positionen zu unterstellen, die er nicht hat, und dann Scheingefechte dagegen auszuführen. Shimano ist aber im Zen weiter als du und als die meisten anderen. Was sein Sozialverhalten angeht, mag er weniger weit sein, das kann ich nicht hinreichend beurteilen. Im Grunde ist er damit ein gewöhnlicher Mensch, wie ich schon sagte, indem ich ihn mit dir und mir gleichsetzte.

    Zur Vergewaltigung in der Ehe habe ich mich auch nie geäußert, wie von dir lediglich gemutmaßt. Wieder setzt du voraus, dass Shimano Gewalt angewendet hat usw., Wäre es jedoch so, könnte man ihn anzeigen, und du sollstest die Betroffenen fragen, warum sie es nicht tun (wahrscheinlich, weil es konkrete Vergewaltigung nicht gab.)

    Genau, nur wenig länger ist es her, dass Homosexuelle so in die Pfanne gehauen wurden wie jetzt Genpo, wenn man ihn als Pädophilen markiert. Das merke ich, ja. Pädophile sind die Homosexuellen der Gegenwart.

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    • 21. Juni 2017 um 13:45 Uhr
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      Im Grunde ist er damit ein gewöhnlicher Mensch, wie ich schon sagte, indem ich ihn mit dir und mir gleichsetzte.

      Ich dachte Du bist ein Arhat? Dann bist Du kein gewöhnlicher Mensch mehr. Dann macht dieser Satz wenig Sinn. Es sei denn Du willst damit sagen, obzwar Shimano und Matthias gewöhnlich sind, ist Shimano weiter als Matthias aber Du weiter als beide. Oder andersherum, wenn Shimano Dir gleich ist und Du Matthias gleich bist, dann sind auch Shimano und Matthias Arhats. Also drei Arhats: Guido, Shimano, Matthias. Auf der Verwirklichungsebene seit ihr dann gleich aber ansonsten wohl unterschiedlicher Meinung. Woran man mal wieder sieht, dass Arhats in Bezug auf Sichtweisen auch nicht 100% verlässlich sind, denn sonst müsstet ihr ja alle drei die selbe Sicht vertreten ;-)

      Genau, nur wenig länger ist es her, dass Homosexuelle so in die Pfanne gehauen wurden wie jetzt Genpo, wenn man ihn als Pädophilen markiert. Das merke ich, ja. Pädophile sind die Homosexuellen der Gegenwart.

      Wer haut Genpo in die Pfanne? Kannst Du konkrete Beispiele nennen? Das Alter der Kinder deutet auf ein »kindliches Körperschema«, die Frage ist, ob die Ursachen sog. Kern-Pädophilie sind, Ausdruck von Machtmissbrauch oder Ausweichhandlungen, weil kein anderer Sexualpartner zur Verfügung stand. Soweit mir bekannt, sind das die drei Haupttriebkräfte, dass es zu solchen Handlungen kommen kann. Was dahinter steht müssen Fachleute klären. Das zu klären ist wichtig, denn für die Therapie und Rückfallprävention / Rückfallwahrscheinlichkeit ist das nicht unwichtig. Ansonsten liegt es mir absolut fern jemanden wegen seiner Veranlagung zu verurteilen und soweit ich sehe, ist das hier auch nicht passiert, oder habe ich etwas übersehen?

      Ken Wilbers beschreibt zwar auch in einem seiner Modelle (Integral-Modell oder so – hat mir nur jemand erzählt, habe das nicht gelesen), dass wer viel meditiert und in Rückzug lebt eher unterentwickeltes soziales Geschick haben kann und wer viel mit anderen zusammen ist und soziales Geschick hat, eher nicht weit entwickelt ist in Bezug auf Meditation etc. – also in dem Sinne, dem würde ich zustimmen, Expertise hier kann immer auch mit Mangel da einhergehen (wie bei Inselbegabungen). Wilpert meint dann wohl noch, über den Rückstand sollte man sich aber bewusst werden und diesen dann auch überwinden. Von daher sehe ich ein, dass jemand spirituell weit sein kann aber sozial eine Frostbeule ist – kenne auch den Fall einer Nonne, die anti-sozial sein soll und trotzdem Einsicht in die Natur des Geistes haben soll. Letzteres führte dazu, dass sie eine Lehrbeauftragung bekam, ersteres macht es für Schüler schwer mit ihr umzugehen. Es gibt auch Beispiele sich schräg verhaltender Arhats – zB einer der immer mit der Sprache Frauen herabsetzte, über ihn wurde sich beim Buddha beschwert und er sagte, dahinter stehe keine üble Absicht, die Person ist frei von Kleshas, ein Arhat, es ist nur schlechte, unverblendete Gewohnheit, weil die Person viele Leben als Adliger gewohnt ist, einen herabsetzenden Tonfall gegenüber Frauen anzuschlagen. (Ungefähr so geht die Geschichte… es gibt da noch mehr …) Aber diese Geschichten deuten an, dass ein Arhat durchaus auch »schräg drauf« sein kann oder unabsichtlich andere mit der Sprache verletzt.

      Da ich den Fall von Shimano nicht kenne – nicht mal ein bisschen – kann ich dazu nichts sagen. Man müsste eben untersuchen, welche Art der Schaden ist und auf welche geistige Verfassung (Freiheit von Geistesgiften, Vorhandensein von Geistesgiften, Vorhandensein von Qualitäten, Fehlern oder Fehlen solcher) sein körperliches und sprachliches Verhalten schließen lassen sofern man seinen Geist nicht direkt erkennen kann.

      Auf jeden Fall eines ist gewiss: Bewusstes Täuschen und bewusstes Lügen deuten auf spirituelle Korruption und sehr grobe Geistesgifte! Lügen und bewusste Täuschung sind ummittelbar mit der falschen Vorstellung von Selbst verbunden und würden ein Mangel an geistiger Freiheit zeigen. In einem Kalachakra Kommentar von Gen Lamrimpa, heißt es, dass man für Ehrlichkeit die Geistesgifte vermindert haben muss, deshalb ist es auch sehr schwer ehrlich zu sein und Ehrlichkeit stellt sich normalerweise nicht am Anfang des spirituellen Weges ein sondern muss hart auf dem Weg erarbeitet werden bzw ist ein Resultat auf dem Weg. Ehrlichkeit und Nicht-Täuschung ist für den Weg selbst von allerhöchster Wichtigkeit, da man mit Lügen und Selbstbetrug bzw. Betrug am anderen sich von der Wirklichkeit entfernt – also Handlungen ausübt, die das Gegenteil des Zieles des Pfades sind nämlich, die Wirklichkeit zu erkennen …

      Ehrlichkeit bzw. das Gegenteil davon – Lüge und bewusste Täuschung – wären für mich sichtbare Gradmesser über die Freiheit oder Unfreiheit, die eine Person erlangt hat. Lüge und bewusste Täuschung als solche zu erkennen ist zwar auch nicht ganz so einfach, aber es ist auch nicht völlig unmöglich. Zur bewussten Lüge hat der Buddha sich ganz klar geäußert:

      One day the Buddha came to Rahula, pointed to a bowl with a little bit of water in it, and asked: „Rahula, do you see this bit of water left in the bowl?“ Rahula answered: „Yes, sir.“ „So little, Rahula, is the spiritual achievement (samañña, lit. ‚recluseship‘) of one who is not afraid to speak a deliberate lie.“ Then the Buddha threw the water away, put the bowl down, and said: „Do you see, Rahula, how that water has been discarded? In the same way one who tells a deliberate lie discards whatever spiritual achievement he has made.“ Again he asked: „Do you see how this bowl is now empty? In the same way one who has no shame in speaking lies is empty of spiritual achievement.“ Then the Buddha turned the bowl upside down and said: „Do you see, Rahula, how this bowl has been turned upside down? In the same way one who tells a deliberate lie turns his spiritual achievements upside down and becomes incapable of progress.“

      Der Kommentar von Bhikkhu Bodhi zum Abstehen vom Lügen (und dem Aussprechen der Wahrheit) ist mE ein echter Augenöffner für verblendete oder kranke / korrupte / unheilsame spirituelle Strukturen – ob nun in einem selbst, dem Umfeld, der umgebenden Sangha, dem Lehrer oder einer ganzen Tradition.

      PS: Ich habe Deine letzten beiden Kommentare nicht gelesen, deshalb habe ich auch nichts dazu erwidert.

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  • 21. Juni 2017 um 14:24 Uhr
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    Lieber Tenzin, aus der Nummer „Du bist ein Arhat, du bist kein Arhat“ kommst du nicht mit deinen Erkenntnismitteln heraus. Dem einen gestehst du irgendwelche Fähigkeiten zu, dem anderen nicht. Ob du jemanden als Arhat siehst oder nicht, das hatte ich doch schon aufgezeigt, liegt an deinen eigenen Möglichkeiten und an deinem Willen: Ich bin mir z.B. in den letzten Jahren, wenn ich meinen Blog mit Scharlatanen fütterte, stets sicher gewesen, dass ich über Nicht-Arhats spreche (und wieder: Ich kann mich täuschen, aber das ist nicht mein eigenes Gefühl). Ich bin davon überzeugt, dass ich – ohne die von dir genannten Kriterien herunterzubeten – sehr schnell erkenne, ob jemand erwacht ist bzw. eine entsprechend tiefe Erkenntis/Erfahrung durchgemacht hat.Ich habe das auch schon vor Zeugen durchgezogen, z.B. mal einen Bekannten vor einem burmesischen Abt in Frankfurt gewarnt, nachdem ich ihn gesprochen hatte (der Mann wurde später von seiner Gemeinde vertrieben).

    Für mich bedeutet Arhatsein oder Erwachen das Gleiche wie für Kodo Sawaki und andere: Zum eigentlich normalen Zustand zurückzukehren (der Verwirklichung von Buddha-Natur, die ja nie „weg“ war), aber z.B. auch, sich mit allen Widersprüchen anzunehmen und sich im Loslassen zu üben. In Matthias‘ Blog hatte ich damals darum auch vor allem Beispiele des Loslassens angesprochen, das m.E. eine zentrale Fähigkeit des Erwachtseins ist (und das Shimano übrigens nach den letzten Einträgen im Archiv auch gerade umsetzt) und das man im Alltag nachvollziehen kann, beim Umgang mit Besitz, Zeit, Vergänglichkeit, Bindungen usw. ich hatte also weiter oben schon geschrieben, dass es auf der phänomenalen Ebene Unterschiede gibt, die sich ja hier auch zeigen, weshalb ich mich gegen die Zensur von Matthias‘ Angriffen aussprach (da ich denke, diese sprechen für sich selbst). Matthias führt übrigens keine Diskussion über SEIN Sexualleben, weswegen ein Vergleich mit dem Shimanos nicht möglich ist, die Gleichsetzung beruht darauf, dass Matthias ggf. eben andere Fehler hat, so wie du und ich ihre jeweils eigenen. Meine „Fehler“ stelle ich zum Teil sogar aus (z.B. Hurerei).

    Genpo in die Pfanne hauen – geschieht teils im Buddhaland und auf einer Mailingliste für Zen, die ich beziehe. Das Argument mangelnde Sexualpartner kannst du offenbar vergessen, es wurde ja ausgebreitet, dass Genpo mit Mann und Frau konnte. Kern-Pädophilie ist es auch nicht, da 12- und 13-Jährige hierzulande in der Pubertät sein dürften und Pädophilie sich auf diejenigen vor Eintritt der Geschlechtsmerkmale richtet. Ich bin mir sicher, dass Genpo den Gutachtern einiges Kopfzerbrechen bereiten wird mit ihren engen Kategorien.

    Die graue Theorie zum Lügen wird von der Wissenschaft ad absurdum geführt. Wir lügen durchschnittlich etliche Male pro Tag, das reden wir halt vor uns schön. Wie du weißt, hat man m.E. auch den DL schon der Lüge überführt bzgl. seiner Zusammenarbeit mit dem CIA. Erneut leitest du also durch Herunterbeten von überholten Kriterien aus den Schriften ein Ideal ab, das keiner erfüllen wird. Es wird aber immer welche geben, die diesen Eindruck erwecken wollen, z.B,. diejenigen, die schlaue Kommentare zu angestaubten Schriften verfassen, statt sich mal mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinanderzusetzen. Da könnte ich Sam Harris empfehlen, da er dem Buddhismus sogar nahe steht. Wenn ich nur Dharma-Vorträge hielte, dann würde sich meine eigene Lügerei auch gleich gegen Null verringern. Ein solches Leben hat aber keine Allgemeingültigkeit, außerhalb der Mönchsgemeinschaft bestehen ganz andere Zwänge und Notwendigkeiten.

    Für mich bedeutet, heute Dharma zu erläutern, nicht den Wortlaut des Palikanon herunterzubeten, sondern in einer realistischen Sicht aufs Alltagsleben eine Perspektive zu zeigen, sich im Guten wie im Schlechten anzunehmen und durch die Rückbindung an die eigentliche Buddha-Natur zum „instinktiv Richtigen“ vorzudringen, dass sich dann – Regeln hin oder her – aus der jeweiigen Situation ergibt. Als ich heute ein abgemagertes Kätzen hinterm Tempeltor sah, bin ich rein und hab ein bisschen Futter gegeben. Es hat mich nicht einen Gedanken an irgendeine Regel gekostet, und ich habe auch nicht einen Moment gezögert. Dann kam jedoch der „Besitzer“ um die Ecke und trug das Kätzchen davon, zu seinem Futtertrog, wie ich dann noch entdeckte. Ich hätt’s mir also auch schenken können, und doch war es genau das Richtige.

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    • 21. Juni 2017 um 15:06 Uhr
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      Lieber Guido,
      knapp nur zu zwei aufgeschnappten Dingen aus Deinem neuen Kommentar…

      Ich kann mich täuschen, aber das ist nicht mein eigenes Gefühl). Ich bin davon überzeugt, dass ich – ohne die von dir genannten Kriterien herunterzubeten – sehr schnell erkenne, ob jemand erwacht ist bzw. eine entsprechend tiefe Erkenntis/Erfahrung durchgemacht hat.

      Widerspruch, ein Arhat kann einen Arhat erkennen. Wenn Du Dich täuschen kannst – wie Du zugibst – zu erkennen ob jemand ein Arhat ist oder nicht, dann bist Du halt kein Arhat. (Soweit mir bekannt gilt im Theravada wie im Tibetischen Buddhismus, dass man das Level der Realisation, das man selbst erlangt gat, auch im anderen erkennen kann.) Selbst wenn Du dieses Kriterium nicht anerkennst, da Du Dich täuschen kannst, bist Du einfach keine verlässliche Quelle der Information darüber, wer ein Arhat ist oder nicht, denn Du kannst Dich ja täuschen.

      Die graue Theorie zum Lügen wird von der Wissenschaft ad absurdum geführt. Wir lügen durchschnittlich etliche Male pro Tag, das reden wir halt vor uns schön. Wie du weißt, hat man m.E. auch den DL schon der Lüge überführt bzgl. seiner Zusammenarbeit mit dem CIA.

      1) Dieses Argument empfinde ich als einen Witz. Haben Wissenschaftler spirituell Übende untersucht, die daran wirklich ernsthaft arbeiten? Wer die Ethik des Nicht-Lügens und der Wahrheit aussprechen ernst nimmt, weiß zwar wie schwer es ist, aber auch, dass Umkehr und eine erhöhte Selbstwahrnehmung auf dem Gebiet (Achtsamkeit + Wachsamkeit)* und das Fehlervermeiden (Gewissenhaftigkeit)* diesbezüglich möglich ist. Diese Ethik ist von höchster Wichtigkeit, das sagen Theravada wie Mahayana Schriften. Das lässt sich auch logisch nachvollziehen und wenn man Ursache und Wirkung untersucht (all das macht Bhikkhu Bodhi ganz exzellent und schlüssig). Das nicht zu sehen oder zu verstehen oder zu relativieren, sagt mE einiges über deine Sicht aus. Rechte Sicht ist das erste Glied des edlen achtfachen Pfades, den ja ein Arhat, also Du ;-), verwirklicht haben sollte. 2) Weiß nicht wo der DL des Lügens überführt worden ist in Bezug auf die CIA. Er hat das von Anfang an zugegeben. Hatte dazu selbst mal recherchiert. Das ist so ein alter Hut – glaube Ende der 80er wurde der Dalai Lama dazu von der NYT schon gefragt und hat das unumwunden zugegeben. (Müsste die Details noch mal raussuchen … aber in dem Zusammenhang sind mir keine Lügen aufgefallen.)

      * Diese 3 mentalen Faktoren, in Sanskrit: smrtih, samprajanyam und apramādhah (Schreibweise habe ich von hier übernommen), sind die entscheidenden Faktoren für innere Transformation, also dafür, dass man Fehler wahrnimmt / sich bewusst wird (Wachsamkeit, samprajanyam), weiß / sich erinnert wie man auf sie reagiert reagiert (Achtsamkeit, smrtih) und etwas gegen sie tut (Gewissenhaftigkeit, apramādhah) und somit – langfristig – frei davon wird. Als erstes Ergebnis der Übung sollte zumindest eine Verminderung der Geistesgifte und unheilsamen Handlungen feststellbar sein. Ist das nicht so, ist nix Wesentliches passiert auf dem eigenen Übungsweg.
      Als Arhat, der ja frei von den Fehlern der Geistesgiften ist, müsstest Du ja aus eigener Erfahrung wissen, wie das geht und auch verstehen, warum »fehlerfreie Ethik« – also das Bewahren der Ethik – möglich ist und Arhats keine der 10 Unheilsamen Handlungen – inkl. Lügen – mehr ausüben – oder doch zumindest Verminderung von Geistesgiften und unheilsamen Handlungen wie Lügen möglich sind. Wenn Du das nicht verstehst, deutet dies für mich darauf hin, dass Du gar keine Erfahrung auf dem Gebiet hast. Wie Du dann Arhatschaft erlangt haben willst ist dann ein Mysterium und Zweifel an der Verkündung sind völlig angemessen.

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      • 21. Juni 2017 um 15:44 Uhr
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        Als Nachtrag:

        Der spirituelle Pfade so wie vom Buddha oder den meisten buddhistischen Traditionen aufgezeigt, ist durchaus logisch nachvollzieh- und überprüfbar. Es gibt eine innere Logik, die man erkennen bzw verstehen kann. Wenn du behauptest, dass du die 3. Edle Wahrheit, Wahre Beendingungen erlangt hast, musst du, die 4. EW, Wahre Pfade realisiert haben. Das heißt, du musst eine tiefe Erfahrung im Achtliedrigen Heilsweg, mit Rechter Sicht, Rechter Rede usw. gemacht und diese verwirklicht haben. Ohne Ursachen, keine Wirkung. Hast du tiefe Erfahrungen mit und die Verwirklichung des Achtliedrigen Heilswegs erlangt, musst du Erfahrungen gemacht haben, dass Geistesgifte tatsächlich verminderbar und überwindbar sind. Nicht nur das, als Arhat hast hast du sie überwunden und infolge dessen hast du auch Erfahrungen und Verwirklichungen im Aufgeben der 10 Unheilsamen Handlungen – die den Geistesgiften entspringen, du weißt also aus eigener Erfahrung – nicht nur aus der inneren Logik des Pfades – wie man erfolgreich das Lügen vermindert, überwindet und schließlich aufgibt. Du weißt aus unmittelbarer Erfahrung, dass das Lügen ganz stark mit der falschen Vorstellung vom Selbst und den Geistesgiften verbunden ist, und fallen diese weg, gibt es keinen Grund mehr für sich selbst zu lügen.

        Diese Zusammenhänge zurückzuweisen mit einer Aussage wie »Die graue Theorie zum Lügen wird von der Wissenschaft ad absurdum geführt.« zeigt auf, dass du entweder in der Argumentation verwirrt bist (Arhats, heißt es können nichtverblendete Verwirrung haben) oder schlicht gar keine Erfahrung auf dem Gebiet des achtgliedrigen Heilswegs hast. Dann ist deine (ohne Ursachen) entstandene Arhatschaft aber auch mehr als fragwürdig. Deine Argumentationen sind es ohnehin, aber einem Arhat würde ich das vielleicht durchgehen lassen ;-)

  • 21. Juni 2017 um 15:13 Uhr
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    Hallo Tenzin, da du den Fall Shimano nicht kennst hier ein sehr erhellender Auszug vom Schluss meines Artikels über in. Die Sache beschreibt in aller Kürze aufs Deutlichste, dass Hochstehende Verantwortliche wussten was vorgeht, dass sie ihren Eido sehr kritisch sahen und dass sie doch alles vertuschten.

    ———————–

    „Als es 1993 mal wieder zu einem Skandal kommt, passiert das Übliche. Eine hübsche Frau im Zendo die bereits verlobt ist. Ihr Zukünftiger praktiziert ebenfalls im Zendo. Eido verführt sie: Kensho, Dokusan und ab ins Bett. Die Frau bekommt Gewissensbisse ihrem Verlobten gegenüber. Shimano befiehlt ihr zu lügen, falls jener Verdacht schöpfen würde. Schließlich kommt die ganze Sache doch ans Licht und der ZSS-Apparat beginnt einmal mehr mit seiner Verdrängungsarbeit.

    […]

    Zwölf Frauen treffen sich ihm Dai Bosatsu zu einer Klausur um den neuerlichen Skandal zu besprechen. Diese Frauen sind intime Kennerinnen der ZSS. Unter ihnen sind Gattinnen von Verwaltungsräten und auch die heutige Äbtissin und Nachfolgerin von Shimano, Roko Sherry Chayat. Letztere kennt die ZSS seit 1974. Das Protokoll ihrer Gespräche ist ein eindrucksvolles Beleg darüber, dass sie durchaus in der Lage sind über ihren Rōshi Klartext zu reden. Sie beginnen mit einer Liste der ihnen bekannten Skandale.

    1967, 1975, 1979, 1982, 1986, 1993

    Dem wäre lediglich noch 1964 für Hawai hinzuzufügen und ein Faktor X für die Dunkelziffer.

    Dann kommen sie zur Einschätzung ihres Meisters. Hier eine Auswahl:

    – Viele Frauen die mit Rōshi zu tun hatten, wurden von der Erfahrung traumatisiert – manche für Jahre. Roshi scheint von diesen Beziehungen nicht in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, die Frauen sind es.

    – Rōshi hat den Ruf, sie zu lieben und sie dann einfach fallen zu lassen.

    – Rōshis Annäherungsversuche an Frauen sind Anzeichen von emotionaler Unreife, Gedankenlosigkeit und Unsicherheit.

    – Rōshi hat eine triebhafte Sucht [compulsive addiction], die geheilt werden muss.

    – Rōshi wird sein Verhalten nicht ändern, um das Problem zu lösen. Er weigert sich Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen.

    – Rōshi hat den Ruf manipulativ und unseriös zu sein.

    – Frauen die in die ZSS kommen, sollten im Voraus vor Rōshi gewarnt werden.

    Und was den Zen allgemein angeht ist den Frauen auch klar, was die Stunde geschlagen hat:

    – Zen in Amerika hat einen fürchterlichen Ruf wegen Skandalen über Sex, Drogen und Geld.

    Wie man sieht, sehen die Frauen die Dinge durchaus realistisch. Das Treffen endet am 24.10.1993. Das Protokoll darüber ist vertraulich. Mit gleichem Datum schreiben die Frauen einen kurzen Bericht über ihr Treffen an Shimano, den Verwaltungsrat und die Sangha. Merkwürdigerweise ist er sehr allgemein gehalten und listet nur pauschal auf, was man diskutiert hat. Nur für Insider – d.h. für die, die vom laufenden Skandal wissen – ist überhaupt zu entziffern weshalb man sich traf. Man bekundet Liebe und Dankbarkeit für Eido Rōshi. Dann folgen sechs nichtssagende Punkte. Der Letzte geht mit einem einzigen dürren Satz auf das ein, was die Frauen so klar im Blick hatten:

    – Wir haben Fragen des Vertrauens und der Verantwortlichkeit besprochen.“

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    • 21. Juni 2017 um 15:58 Uhr
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      Danke Matthias, sehr erhellend. Der erste Abschnitt reicht schon.
      Aber was dann kommt. Wie dort auch erkannt: Suchtmuster – zwanghaftes Verhalten. Das ist kein Zeichen der Freiheit von Geistesgiften. Es ist ein Zeichen, dass jemandem prinzipiell Impulskontrolle fehlt, also Ethik (skt. Shila = Kühlung), die die Hitze der konflikterzeugenden Emotionen kühlt und einen in die Lage versetzt, sich und andere schadende destruktive Impulse, die den Geistesgiften entstammen, loszulassen. Es gibt ja Gründe, warum es heißt, Ethik ist die Grundlage aller geistigen Qualitäten, fehlt die so grob, kann es mit dem Rest (Konzentration und Weisheit) auch nicht so weit her sein. Wer mehr Konzentration hat, hat mehr Zufriedenheit, daher weniger Verlangen, daher bessere Ethik, weil der Geist gesammelter, zufriedener und balancierter ist, lässt sich Weisheit entwickeln, mit der ist es dann wieder einfacher loszulassen und das verbessert die Ethik und die Konzentration. Diese sog. Drei Höheren Schulungen lassen sich hier (wie auch bei Ole Nydahl) nicht erkennen. Die Schlussfolgerung für mich ist klar. Guido scheint in anderen Sphären zu leben.

      Auf jeden Fall tut es mir sehr sehr leid für all die Frauen und Betroffenen (auch ihrer betrogenen Männer), seiner SchülerInnen und Shimano selbst.

      Das realistisch zu betrachten und anzunehmen als Irrweg, kann jedem von uns helfen, diese Fallstricke zu vermeiden, weil das Potenzial genau in diese Richtung zu gehen, hat am Ende jeder von uns. Von daher, schlechte Beispiele oder Fehlentwicklungen gut genutzt für die Selbstreflexion der eigenen Schatten (oder der Schatten der eigenen Gemeinschaft oder Gurus) und des eigenen Verhaltens / destruktiven Potenziale, kann unglaublich hilfreich und heilsam sein. Nur, ein solcher Erkenntnisgewinn wird nicht möglich, verschenkt, wenn man sich das schön redet.

      Noch mal danke für die knappe Zusammenfassung. Sehr hilfreich.

      Antworten
  • 21. Juni 2017 um 16:13 Uhr
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    1) Arhatsein: Lieber Tenzin, du schriebst: „Wenn Du Dich täuschen kannst – wie Du zugibst – zu erkennen ob jemand ein Arhat ist oder nicht, dann bist Du halt kein Arhat.“ Genau, für dich bin ich keiner, weil du immer noch an einen perfekten Menschen/Buddha glaubst. Und ich habe das bereits durchschaut und sage dir, was es m.E. wirklich mit dem Arhatsein auf sich hat. Ich denke, dass es wichtig ist, dir zu zeigen, dass es diese Art von Arhat, die man dich lehrt, nicht gibt und nie gegeben hat. Für deine tibetischen Geshe usw. ist es wohl wichtig, diesen Glauben zu nähren. Das heißt wie gesagt nicht, dass ich mir meiner Sache nicht sicher bin. Für meine Einschätzung des Erwachtseins oder Levels eines anderen ist es unerheblich, ob andere diese für verlässlich halten. Es gibt diesen Arhat nicht, und darum kann man ihn auch nicht erkennen. Selbst einen „Verwirklichten“ ekennt man immer mit seinen Fehlern, also quasi als Nicht-Arhat.

    Frage: ist der Dalai Lama für dich ein Arhat? Du weißt ja, dass er ebenfalls so weit ist, von sich zu sagen, er könne sich täuschen.

    2) Bhikkhu Bodhi: Gut, wenn der Aufsatz was hergibt, gehe ich darauf in meinem Blog mal ein, das braucht etwas Zeit. In der Regel läuft es bei den Bikkhus darauf hinaus, dass sie sich selbst belügen, du kennst das z.B. auch vom DL, wenn der Sophismus bemüht wird, man könne ja Fleisch essen, von dem man nicht wisse, dass es für einen getötet worden sei, dabei ist doch klar, dass alles Fleisch für den getötet worden sein muss, der es isst (und nicht für die, die es nicht essen). Da sind wir dann auch bei Fragen der Logik der Tibeter und Theravadins, Sophismus ist ein witziger Zeitvertreib, aber wenn es um Ethik geht, lasse ich solche Ausreden nicht durchgehen. ich habe also nicht viel Hoffnung, dass ich den Bodhi nicht bei der Selbstlüge ertappe. Solche Menschen müsste man auch fragen dürfen, wie es denn nun tatsächlich um ihr Sexualität steht, wie sie die ausleben. Wahrscheinlich können sie sich ebenfalls nicht leisten, das offenzulegen, weil Normverletzungen naheliegen.

    Auch ohne die von dir genannten Faktoren sind Menschen, die nicht den Weg des Buddhismus gehen, in der Lage, nicht zu stehlen, zu morden oder die Ehe zu brechen oder Alkohol zu trinken. Das beweist doch schon, dass diese Voraussetzungen nur innerhalb einer buddhistischen Theorie gelten. Ich kenne einen, den hält der reine Ekel vorm Sex vor irgendwelchen Fehltritten ab. Das wäre im Buddhismus auch schon wieder kritikwürdig, weil es eine Abneigung beinhaltet. Der Erfolg ist dennoch da – keinerlei Übergriffe.

    Und ja, Tenzin, ich weiß, wie das geht. Die einen üben sich im totalen Nicht-Lügen, die anderen haben erkannt, dass es Notlügen gibt und braucht. Der Otto Normalverbraucher weiß das auch. Vor allem wissen es Menschen, die mit Frauen (die nicht erwacht sind) zusammen sind, denen man z.B. nicht permanent stecken kann, dass ihre Kleidergeschmack scheiße ist oder sonstwas. Die Lüge ist dann Ausdruck von metta. Das Ganze ist also nicht so einfach, wie es scheint. Ich würde es so zusammenfassen: Wenn man nicht erwacht ist, denkt man, es würde sich alles richten, wenn man die Geistesgifte ausmerzt. Wenn man erwacht ist, denkt man, es wird sich alles richten, wenn man nicht an den Geistesgiften anhaftet. Im Buddhaland-Forum gibt es ca. drei Theravadins, die permanent auf der Ausmerzung der Geistesgifte beharren, seit vielen Jahren, immer wieder die entsprechenden Texte zitieren und immer wieder darüber wütend werden, wenn man sagt, es sei nicht so, wie sie es wörtlich verstehen. Sehr amüsant. Man erwacht also gar nicht dann, wenn sie ausgemerzt sind, sondern dann, wenn man durchschaut hat, dass es sie auf einer tiefen Ebene gar nicht gibt. Geistesgifte sind eine Erfindung des Geistes.

    Letztlich ist entscheidend, dass ich den Buddha Shakyamuni nur als einen Weisen unter vielen (und ebenfalls fehlbaren Arhat oder Menschen) sehe, der Hinweise gab, den Dharma aber erst in der Zentradition verwirklicht (oder besser: einem Teil dieser Tradition). Das bedeutet, dass ich überzeugt davon bin, dass im Palikanon logische und methodische wie erkenntnistheoretische Fehler enthalten sind, deren Aufschlüsselung aber Zeit brauchte. Meiner Ansicht nach ist das frühe Zen (und so sieht das z.B. auch ein Weggefährte D.T. Suzukis) geprägt von Revoluzzern, die den Buddhismus auf den Kopf stellten. Darum hat wohl meine Art des Dharma mit deiner auch nur noch einige Berührungspunkte. Der andere Kurs des Zen liegt aber 1500 Jahre in der Vergangenheit. Ich erfinde da gar nicht viel, und wenn du nicht nur mit Dôgen-Zennies spricht, werden auch andere davon wissen. Erwachen ist im Zen immer Auflösung des Dualismus, und Dualismus ist die Grundlage von Geboten (darum musste Dôgen ganz metaphernreiche Umwege nehmen, um ihnen wieder Geltung zu verschaffen). Man kann der Meinung sein, das Einhalten der Gebote sei auch im Zen Voraussetzung des Erwachens, aber dieses Einhalten ist leichter, als viele glauben machen wollen, und darum stehen die sila praktisch nie dem Erwachen im Weg.

    Nach dem Erwachen ist der Blick auf die Gebote notgedrungen verändert, wer da noch eine dualistische Haltung aufrecht erhält und etwa wie Thich Nhat Hanh aktiven Soldaten die Chance der Verwirklichung abspricht, ist eben dort gar nicht angekommen. Wir haben also auch unsere Kriterien, unsere Pappenheimer zu erkennen, das muss nicht rein instinktiv sein. Deshalb ist es tatsächlich möglich, dass ich einen Chirurgen (das war wohl weiter oben ein Beispiel) als verwirklicht erkennen kann, und es ist unerheblich, ob dieser überhaupt je vom Dharma gehört hat. Ich sehe gerade einen Verwirklichten hier am Strand langsam sterben, ein Alkoholiker, dessen erwachsener Sohn (mit einer Thai gezeugt) gerade in einem Tempel Mönch wurde. Der Mann ist der Ansicht, er hatte sein Leben, und es war gut. Wir unterhalten uns angeregt über Filme, essen tut er kaum noch, wird immer dünner, will hier sterben und sieht das als folgerichtig an, da seine Eltern auch Alkis waren usw. Ein Bekannter nannte ihn einen „existential Buddhist“. Das kommt dem Zen schon recht nahe.Natürlich gibt es auch hier immer mal wieder Leute, die viel weniger Einsicht ins Leben haben als er, und ihn gern „retten“ würden. Das sind die, die dualistisch denken, und die Realität eines anderen nicht so akzeptieren können, wie sie ist.

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  • 21. Juni 2017 um 16:45 Uhr
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    Zu Shimano: Glaub doch dem Matthias einfach alles, was er schreibt. Meinen Blog magst du ja nicht, aber ich schwöre Stein und Bein, dass ich nächtelang das Archiv durchforstete und da mehr Arbeit als er reinsteckte und zu einem anderen Ergebnis kam, was die Stichhaltigkeit der Vorwürfe angeht. Ich gehe da auch nicht mit einer marxistisch-feministischen Ideologie ran, die Kapitalismuskritik mit Sexualkonservatismus zu vereinen sucht.

    Das ändert nichts daran, dass ich Eido in sexueller Hinsicht für unreif halte. Übrigens auch in Sachen materieller Gier, da scheint er jetzt noch zu lernen (er hat wohl kürzlich den Rechtsstreit um erhebliche Werte seines Ex-Dojos aufgegeben). Aber wie ich schon sagte, lebe ich deshalb nicht in anderen Sphären, sondern ich halte dies nicht für das entscheidende Kriterium fürs Erwachtsein, dazu muss ich mir vielmehr anhören und ansehen, wie er Zen praktiziert (und nicht, mit wem er wie Sex hat). Ob jemand „meisterlich“ wirkt, kann sich vor allem dann zeigen, wenn er in Schwierigkeiten steckt. Bei denen, für die alles glatt läuft, hat man diese Chance oft nicht. Und auch da kommt Matthias wieder zu einer ganz anderen Bewertung, Entschuldigungen sind nichts wert, weil zu allgemein gehalten (die japanische Scham spielt auch keine Rolle, da Matthias an ethnologischen Fragen kein Interesse hat), und dass eine der Frauen zu seiner Dharma-Nachfolgerin wurde und zu ihrer Beziehung zu ihm stand, fällt auch untern Tisch.

    Wenn Matthias nicht alles ignorieren würde, was ihm nicht passt, hätte er beizeiten auch von dieser Anekdote meinerseits gehört. Der ebenfalls per (allerdings wesentlich kleinerem) Archiv in seinen Übergriffen gewürdigte Joshu Sasaki (der Unbuddhist hat ihn wohl nur am Rande erwähnt) ist mir just in seiner Todesstunde (er wurde 107 Jahre alt) – das erfuhr ich aber erst viel später, als diese publik wurde – nachts (also bei mir war es Nacht) in einem Traum als wiedergeborenes Tier erschienen. Ich wachte auf und lachte. Ich bilde mir ein, die Sache sowohl in meinem Blog wie auf einer Mailinglilste erzählt zu haben. Als ich dann – da ich mich genau an die Uhrzeit erinnerte – später die Details kannte, war ich nicht schlecht überrascht. Für jemanden wie dich, Tenzin, müsste das doch ein gefundenes Fressen sein. Einer wie Matthias wird vielleicht nie verstehen, über welche Fähigkeiten Meister wie Sasaki verfügten (er ist der, bei dem Leonard Cohen übte). Auch er war sexuell unreif, wusste das aber und sagte es – im Gegensatz zu Shimano – deutlich genug.

    Tenzin: “ Wenn du behauptest, dass du die die 3. Edle Wahrheit, Wahre Beendingungen erlangt hast, musst du, die 4. EW, Wahre Pfade realisiert haben.“

    Nein, siehe Shrimala-Sutra. Es ist alles mit der 3. Wahrheit realisiert.

    Geistesgifte sind verminderbar und überwindbar, aber da ihre Natur die Vergänglichkeit ist, die Wandelbarkeit, gilt die Überwindbarkeit immer nur in der Gegenwart, im Hier und Jetzt. Das, was morgen ist, ist nicht jetzt, und kann deshalb ganz anders sein. Letztlich sind Geistesgifte also nur auf dieser wandelbaren phänomenalen Ebene aktiv und nur dort ein „Problem“ oder eine Aufgabe, nicht auf der Ebene des Erwachtseins. Auf dieser Ebene kann man z.B,. seine Wut kanalisieren oder sublimieren. Ich habe mir dadurch in meiner Siedlung mal im Kampf gegen eine Jugendgang bei dieser den Ruf des „Amok“ erworben, doch das war Teil meiner Strategie, die Wut war echt, aber kontrolliert, und erfüllte ihren Zweck. Wer sie ganz auslöscht, hat auch weniger Möglichkeiten und wird an solchen Situationen ggf. scheitern. Im Zen geht es um die Akzeptanz und nicht die Ablehnung der ganzen Bandbreite von dem, was du Geistesgifte nennst.

    Antworten
    • 21. Juni 2017 um 16:54 Uhr
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      Lieber Guido,
      Du hattest das Schlusswort mit 2 weiteren Kommentaren.

      An der Stelle möchte ich die Diskussion mit Dir gerne hier auf dem Blog beenden.

      Der/die Lesende kann sich nun selbst ein Bild machen. Danke für Deine Beiträge Guido. Wer Deine Ansichten schlüssig findet, kann ja Deinem Blog folgen.

      Herzliche Grüße und alles Gute – wobei eigentlich? Du hast ja alles erreicht nach Eigenauskunft.
      Na trotzdem, alles Gute, jetzt und in der Zukunft,
      Tenzin

      Antworten
  • 25. Juni 2017 um 14:54 Uhr
    Permalink

    Ein überarbeiteter Nachtrag zur Diskussion.*

    1) Die Frage ist, ob John Powers den Dalai Lama richtig zitierte in Bezug auf den Urin-Test. Ich muss dazu im Buch noch mal nachsehen in Bezug auf die Quelle. Auf der Lehrerkonferenz in Dharamsala 1993** äußerte sich der Dalai Lama wie folgt:

    Dalai Lama
    00:04:46.10
    Basically, all these problems are due to a lack of inner strength and a certain discipline. Although they know and talk about dharma in their real life between the dharma and their life there still is some kind of gap. So, scholarly or economically they have the quality or the authority to teach, but their real practice is not adequate.

    Tenzin Palmo
    00:05:24.37
    I am dealing here with the problem of unorthodox behavior on the part of certain teachers, mainly in the Tibetan tradition, excused as a display of compassionate skillful means called ‚crazy wisdom‘. We all know that in certain dharma circles teachers act seemingly against the ethical conduct of Buddhism, as we have said, by having sexual relationships with their students and/or frequently getting drunk and other abuses, and showing outrageous behavior, as a display of skillful and compassionate means. I mean, they say this is very skillful means for helping their disciples, and it is a display of their higher wisdom which cannot be understood by those of lesser attainment.

    Dalai Lama
    00:06:21.93
    Now actually, the practice of sexual things is allowed only to those people who have deep insight or do somehow have—I do not know if this is ‚crazy wisdom‘ or not—proper wisdom. So that to them alcohol and urine and excrement and human and animal flesh are all the same: he or she enjoys stools and urine just like alcohol. Such a person is allowed to conduct these things. I am quite afraid that if we put some urine in these teachers‘ mouths they will not enjoy!

    Robert Thurman
    00:07:40.81
    We might propose for any guru who is wanting to do ‚crazy wisdom‘ a taste test!

    Hier spricht er nicht davon, dass man Begierde völlig überwunden haben muss.

    In Bezug auf Guidos Behauptungen zur Arhatschaft und den Implikationen – er weiß, die anderen wissen nicht, haben falsches Verständnis usw., er weiß wer oder was authentisch oder erwacht (Arhat) ist, der Sehende geht durch die Welt der Blinden etc etc (auch wenn er sich ab und an täuschen mag, ist er doch aber sehender als alle anderen ‚Nicht-Arhats‘) – das ist exakt das, was die missbräuchlichen und sich über sich selbst und andere täuschenden Lehrer ihren Schülern auch erzählen. Dann wird alles beliebig und die einzige spirituelle Autorität ist nun der selbstproklamierte Arhat, Buddha Guido, weil er angeblich einfach weiter als anderen ist und die dummen Anderen das nicht erkennen können, was er sehen und erkennen kann.
    Buddha hat sich aber immer fürs Prüfen ausgesprochen und hat sich nicht hinter dem Nicht-Prüfbaren, dem Mystischen versteckt, wie es die Fake Gurus zu tun pflegen. Er selbst hat sich als Objekt, das zu überprüfen ist, nicht ausgenommen. Auch gab er klare Anleitungen, wie man eine Person prüft, kann man ihren Geist nicht erkennen, prüft man ihr körperliches und sprachliches Verhalten. Seine Maßstäbe machen auch heute noch Sinn. Auch sagte er klar, dass die Vinaya und der Dharma nach seinem Parinirvana die Zuflucht/Orientierung sind (und nicht selbst-proklamierte Arhats, die Dinge drehen, wie es ihnen passt.)

    Resorting to actions and their effects
    Upon understanding this emptiness of phenomena
    Is more wonderful than the wonderful,
    More marvelous than the marvelous.Nagarjuna in his Essay on the Mind of Enlightenment

    Ones view should be as wide as the sky, and ones conduct as carefully sifted as tsampa, as barley flour. Padmasambhava***

    Die Idee, nach dem Erwachen zähle Ethik nicht mehr, dem widersprechen sowohl die Schriften (ob nun Mahayana oder Theravada), als auch das Verhalten des Buddha und der Arhats (seiner Zeit), so wie überliefert. Denn Buddha und seine Arhats verweilten auch nach dem Erwachen in Ethik und gaben diese nicht auf. Es gibt kein Zitat vom Buddha, dass die Sicht von Guido unterstützt: nach dem Erwachen (Arhatschaft) würde das alles mit der Ethik anders aussehen.

    Nagarjuna warnt in Mulamadhyamakarika:

    Those of little wisdom are harmed
    When their view of emptiness is faulty,
    Just as [harm comes to] those who faultily hold a snake
    Or faultily use a knowledge-mantra. [24.11]

    Tsongkhapa fasst die Missverständnisse / falsche Sicht (die letztlich bedeutet, Leerheit (Shunyata oder Anatman/Selbstlosigkeit) und Ethik schlössen sich aus bzw. sind widersprüchlich – was die Praxis Ethik mit Weisheit zu vereinen im Paramita-Training eines Bodhisattvas ad absurdum führen würde) wie folgt zusammen:

    To realize [emptiness] erroneously is to apprehend the meaning of emptiness as signifying nonexistence. Therefore, when prideful persons – who lack the mental capacity to discriminate the very subtle meaning [of emptiness] and yet fancy that they have [such capacity] – develop a strong facsimile of belief in the mere words of the profound meaning which [actually] is unsuited to their faculties, this leads to disaster. Consequently, you should take care regarding these points.

    Otherwise, if something else is taken as the manner of having found the view, all presentations of actions and their effects such as ethics [erroneously] come to be [seen as] like counting the creases in the horn of a rabbit. This being so, one [mistakenly] thinks that such [teachings on ethics, and so forth] are for the sake of those who have not understood the definitive meaning [that is, emptiness] but are unnecessary for those who have understood it.

    Therefore, [those who put forth these notions] are holding the position of the opponents in the above passages [cited from Nagarjuna and Chandrakirti, for they misunderstand the reasonings proving emptiness to be negating cause and effect].

    Auch wenn Du Ethik nicht grundsätzlich verneint hast, es würde nur anders aussehen wenn man Arhat ist etc. Geht das was Du schreibst in diese Richtung, Ethik als nicht relevant nach dem Erwachen zu erklären. Nur dafür findet sich keine Unterstützung in den Lehren und dem Verhalten des Buddha und der Arhats noch der Theravada oder Mahayana Schriften, noch durch Logik oder Erfahrung auf dem Weg.

    Noch eine Sache: Der Dalai Lama hat nie gesagt er sei ein Arhat oder Realisierter oder Bodhisattva. Das einzige was er über sich sagt ist: Ich habe wirkliche Wertschätzung für die zwei Bodhicittas (den konventionellen – aus großem Mitgefühl geboren, der Wunsch vollständig zu erwachen um allen Lebewesen zu helfen auch zu erwachen – und endgültigen – Leerheit oder Shunyata). Wenn er über die 2 Bodhicittas lehrt oder sie erwähnt, weint er mitunter. Das zeigt wie tief seine Wertschätzung, Respekt oder auch Erfahrung ist. Aber er würde nie sagen und hat nie gesagt, er habe sie realisiert. Das einzige was er sagte: ich praktiziere diese ernsthaft.

    * wobei ich hier nicht alles verfolgte habe, vor allem nicht die Kommentare von Guido, die ich nur tlw las
    ** Siehe Link zu den Videos am Ende dieser Zusammenfassung: https://info-buddhismus.de/offener_brief.html
    *** Siehe Link zu den Videos am Ende dieser Zusammenfassung: https://info-buddhismus.de/offener_brief.html

    Tenzin Palmo
    00:10:24.77
    Stories of the mahasiddha’s of the past show that their wild behavior resulted in a spiritual benefit to the object of their seeming abuses. For example, their sexual partners gained realizations, and persons they cured were liberated, and so on. However, in the present time it seems so often that the unrestrained behavior of certain lama’s leads to pain, humiliation, confusion and conflict, even to the rejection of the dharma. So how can this be skillful means or compassionate activity. Even if the lama himself is above ordinary moral restraint as a result of his higher realization, does he not have a responsibility to his lesser developed students to set an example of how a dharma life should be lived. For example, in Chögyam Trungpa’s organization many students became alcoholics in addition to
    indulging in promiscuous sex which simply created a lot of chaos in their lives. After all, Padmasambhava himself said: ‚Ones view should be as wide as the sky, and ones conduct as carefully sifted as tsampa, as barley flour.‘

    Dalai Lama
    00:11:45.18
    Exactly! Exactly! Exactly! The tantric teaching itself is called ‚the secret doctrine‘, so it must remain secret. Secret means: only those few individuals who really have developed a basic qualification should be given that practice. It is not for many people.

    Antworten
  • 3. Juli 2017 um 18:18 Uhr
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    Es gibt gute Nachrichten im Sinne der Aufklärung zu diesen Themen.

    Susanne Billig hat für Buddhismus Aktuell die Notizen Bhikshuni Thubten Chödröns, von dem was der Dalai Lama auf der Lehrer-Konferenz in Dharamsala 1993 zur Lehrer-Schüler-Beziehung sagte ins Deutsche übersetzt. Das Post wurde diesbezüglich aktualisiert.

    Eine Betroffene sexuellen Missbrauchs durch einen buddhistischen Lehrer widerspricht aus eigener Erfahrung der Behauptung Khandro Rinpoches, man könne sich mit dem „gesunden Menschenverstand“ vor sexuellem Missbrauch schützen. Ihre Replik wurde heute veröffentlicht und ebenso verlinkt. Ich kann jedem, der offen ist und bisher gedacht hat Sex zwischen LehrerIn und SchülerIn sei ok, empfehlen ihre Gedanken zu und Meinung dazu zu lesen.

    Auch wurde das (umstrittene) Dalai Lama Zitat durch ein geeigneteres ersetzt, dass die Punkte deutlicher macht, als das von John Powers verwendete Zitat. Hier das neue Zitat:

    Die Tantra-Praxis ist niemals eine Entschuldigung für unethisches Verhalten. Wenn jemand das Vajrayana gut versteht, gibt es keine Grundlage dafür, schlechtes Verhalten zu entschuldigen. Eines der Trantra-Sutras erklärt, dass der ideale tantrische Laien-Praktizierende dem gesamten Vinaya (monastische Disziplin) folgen solle, aber ohne eine Robe zu tragen oder monastische Zeremonien durchzuführen.

    Auf einer sehr fortgeschrittenen Ebene der höchsten tantrischen Praktiken ist die Vereinigung der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane eine Technik, den subtilsten Geist zu manifestieren und die tiefste Weisheit über die Realität zu erlangen. Hierbei nutzt man den physischen Körper als Werkzeug, um Einsicht zu vertiefen, aber es gibt dabei keine Gier, keine Ausscheidungen und keinen Orgasmus. Vielmehr ist es eine Methode, Gier zu überwinden. In der Vergangenheit musste ein Praktizierender in Tibet in der Lage sein, übernatürliche Fähigkeiten zu demonstrieren, etwa durch die Luft fliegen, um sich für solche Praktiken zu qualifizieren. Wenn er das nicht tun konnte, wurde es ihm nicht erlaubt, diese Techniken zu nutzen. Gegenwärtig gibt es wenige tibetische Meister, die sich auf dieser Ebene befinden. Dilgo Khentse Rinpoche, den ich respektiere, machte die Anmerkung, dass es heute einige wenige realisierte Praktizierende gebe, die so etwas ausüben könnten. Ich weiß, dass einige Meditierende in den Bergen, die sich strikt an den Vinaya halten, eine außerordentliche Verwirklichung erreicht haben.

    Antworten
  • 10. Juli 2017 um 09:52 Uhr
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    Deutschlandfunk hat einen neuen Beitrag zu »Zen-Meister: Machtmissbrauch im Buddhismus« veröffentlicht, der besonders auf Strukturen innerhalb des Zen Buddhismus eingeht, die Missbrauch förderlich sind:

    Auf Facebook habe ich folgenden knappen Kommentar dazu geschrieben:

    Eine Erkenntnis des Panels zum Missbrauch im Buddhismus auf der ICSA Konferenz [Juni 2017, mit Christopher Hamacher, Stuart Lachs, Tenzin Peljor] war, dass Zen und Tibetischer Buddhismus große Ähnlichkeiten in Bezug auf Strukturen oder Sichtweisen haben, die Machmissbrauch begünstigen. Dazu gehört u.a. die Ansicht, der Geist des Meisters sei immer »rein« und alle Probleme liegen ausschließlich beim Schüler – oder seinem / ihrem unreinen Geist. Beim Zen kommen zusätzlich hinzu, dass das Streben als Dharma-Nachfolger vom Meister anerkannt zu werden oder dem Wunsch nach Erhalten der Lehrerlaubnis, Wegsehen, falsche Toleranz und Korruption zusätzlich begünstigen können. Wirst du die Person kritisieren, die die Autorität hat dich zum Dharma-Nachfolger zu erklären oder dir eine Lehrerlaubnis auszusprechen? Wirst du es riskieren nach Jahren der Praxis und verschiedener »Investments« Missstände anzusprechen, wenn du damit riskierst, nicht deine Ziele zu erreichen wie ein Dharma-Nachfolger zu werden oder die Lehrerlaubnis zu erhalten? Ein weiterer Faktor der Missbrauch im Zen begünstigt: Der Meister hat mehr Autorität als die buddhistischen Schriften.
    Gemeinsam mit den Ansichten einiger im tibetischen Buddhismus ist die Behauptung im Zen Buddhismus, ein erwachter Meister stehe jenseits der Ethik. Ethik sei nur etwas für Unerwachte.
    – Komischer Weise übersehen solche Ansichten vertretende Buddhisten, dass der Buddha ja nach dem Erwachen, die Ethik nicht an den Nagel gehangen hat und wie einige heutige »Meister« gelogen, manipuliert, Sex mit Schülern gehabt, finanziellen, psychischen oder spirituellen Missbrauch betrieben hat … Die tibetischen Buddhisten mögen dem widersprechen mit den Beispielen der Meister der indischen Mahasiddhas – aber, hier wäre zu beachten: 1) sie haben keinem geschadet, 2) sie haben durch übernatürliche Kräfte oder anderes Geschick ihre geistige Kraft manifestiert so dass den Zeitgenossen klar wurde, dass sie keine Kriminelle oder Betrüger im Gewandt buddhistischer Pseudo-Meister sind, 3) sie haben Schülern auf dem Pfad des Erwachens vorangebracht und nicht in Krisen und Verwirrung oder langfristiges Leid gestürzt.

    Antworten
  • 10. Juli 2017 um 10:24 Uhr
    Permalink

    Lieber Tenzin, ich schätze deine Aufklärungsarbeit sehr. Du bist in dieser Hinsicht eine rühmliche Ausnahme in einem deutschbuddhistischen Land des Schweigens und Wegsehens.

    Allerdings vertrittst auch du Punkte, die unter Umständen das fördern, was du doch lieber verhindern willst. Die Mahasiddhas z.B. als mit „übernatürlichen Kräften ausgestattet darzustellen ist ein Standpunkt der in Bezug auf den Machtmissbrauch durch hochrangige religiöse Personen schnell nach hinten losgehen kann. Diejenigen die diese vermeintlichen Kräfte nicht haben und also unerleuchtet sind, stehen doch prompt wieder vor dem Dilemma, dass sie ungewohnte Verhaltensweisen (eben auch den Machtmissbrauch) angeblich nicht deuten können, weil ihnen dazu die Einsicht fehlt.

    Hier hilft nur eine radikal diesseitige dieseitige Ethik.

    Antworten
    • 10. Juli 2017 um 10:59 Uhr
      Permalink

      Lieber Matthias,
      da stimme ich dir zu, „Allerdings vertrittst auch du Punkte, die unter Umständen das fördern, was du doch lieber verhindern willst.“

      Was ich hier schreibe richtet sich primär an die Buddhisten, die diese Beispiele der Mahasiddhas als gültig betrachten und dem Autorität geben – und das sind vor allem auch Nydahl und Sogyal Schüler. Ich argumentiere innerhalb der „buddhistischen Logik und Narrative“ und differenziere in diesem Rahmen, indem ich Unterschiede zwischen mutmaßlichen Pseudo-Mahasiddhas und den allgemein anerkannten indischen Mahasiddhas benennte, die etwas leichter zu erkennen sind – generell, sie haben ihre Skeptiker und Kritiker überzeugt, und keinem wurde wirklich geschadet. Ich verlasse diesen überlieferten buddhistischen Rahmen nicht. Das mag der Aufklärung nicht super förderlich sein, aber ich wende mich primär an Buddhisten, die in diesem Rahmen denken, unterscheiden und bewerten und eher große Probleme haben diesen Denkrahmen zu verlassen.

      Ob es weiter hilft mit einer „radikal diesseitigen Ethik“ das Problem im Kontext der Überlieferungen zu lösen, da bin ich mir nicht so sicher.
      Generell ist am Ende der Buddha das endgültige Objekt der Zuflucht und der hat eben nach dem Erwachen nicht die Ethik an den Nagel gehangen und gesagt, nach seinem Tod sei der Vinaya und der Dhamma die Zuflucht.

      Grundsätzlich stimme ich aber einer „radikal diesseitigen Ethik“ als Lösung zu. Nur die Anhänger der Pseudo-Mahasiddhas werden an ihren naiven und unüberlegten / undifferenzierten Verteidigungsstrategien unethischen Verhaltens ihrer „Meister“ festhalten, deshalb halte ich Differenzierung der Bedeutungen und Kontexte zu Mahasiddhas für wichtiger als das „über’s Bord werfen“.

      Ja, ein gewisses Dilemma …

      Antworten
  • 14. Juli 2017 um 17:42 Uhr
    Permalink

    Hier wurde – nachdem ein Rinpoche sexuelle Handlungen mit Schülerinnen einging und Frauen schadete – von der Gemeinschaft ein gutes Beispiel und Lösungsmöglichkeiten für ethisches Fehlverhalten des Hauptlehrers (oder Abtes) gegeben:

    Lama Norlha Rinpoche vom Karma Kagyue Kloster »Kagyu Thubten Choling« (New York) hatte Schülerinnen in sexuelle Handlungen involviert. Die Mehrheit der betroffenen Frauen berichteten, dass dies ihrem psychologischem und persönlichem Wohlergehen abträglich gewesen ist. Eine externe Organisation (An Olive Branch) – spezialisiert auf solche Fälle – wurde involviert. Der Rinpoche wurde suspendiert, die Sache aufgearbeitet und eine neue ethische Richtlinie untersagt nun sexuelle Handlungen zwischen Lehrern und Schülern.
    https://www.lionsroar.com/kagyu-thubten-choling-addresses-sangha-about-lama-norhla-rinpoches-sexual-misconduct-with-students

    Eine gute Diskussion dazu gibt es hier: https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1412138312213001&id=100002505372892

    Antworten
  • Pingback:Turbulente Zeiten zum Thema Missbrauch im Buddhismus: Nun hats auch Sogyal Rinpoche & Rigpa erfasst – Buddhismus auf Abwegen

  • 20. August 2017 um 18:54 Uhr
    Permalink

    Alles was ich noch zu Marpa / Milarepa oder Verrückte Weisheit sagen wollte oder nicht sagte oder zu ungeschickt sagte, hat Mingyur Rinpoche nun in einem Artikel sehr gut auf den Punkt gebracht. Es ist mE das Beste was ich über all die Jahre so knapp und präzise und klärend auf den Punkt bebracht gelesen habe:

    Antworten
  • Pingback:Buddhismus: Sex zwischen Meister und Schüler – Ansichtssache

  • 2. Mai 2018 um 13:50 Uhr
    Permalink

    Gemäß meiner Notizen vom Zuhören, sagte die Direktorin einer großen buddhistischen Organisation, deren spiritueller Lehrer massivsten (und plausiblen) Missbrauchsvorwürfen – insbesondere sexualisierter Gewalt – ausgesetzt ist, dass ihre Linie »auf Sex zwischen Lehrer und Schüler basiert«. Deutschlandfunk hat Prof Jan-Ulrich Sobisch interviewt und der findet deutliche Worte:

    Und wenn jetzt ein buddhistischer Lehrer herkommen würde und einer Frau vorschlagen würde, die überhaupt völlig ungeübt ist und selbst keine hohe Verwirklichung hat, keine große meditative Erfahrung hat, die auffordert mit ihm in so eine tantrische Verbindung einzugehen, dann ist das eine Missbrauchssituation. Ganz einfach. Eine solche Form von tantrischer Sexualität kann nur stattfinden zwischen zwei hochentwickelten Persönlichkeiten. Das gilt für beide Seiten, da kann man nicht irgendwelche Schüler nehmen und sagen: Man macht jetzt hier irgendwie die höchste Tantra-Übung. Das geht einfach nicht.

    Wie kam der Sex in den Buddhismus? – Interview mit Jan-Ulrich Sobisch

    Antworten
  • Pingback:Im Grenzbereich der Lehrer-Schüler-Beziehung: Sex, Liebesbeziehungen, sexualisierte Gewalt – Buddhismus kontrovers

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